Washington - Armut ist nach Überzeugung des Washingtoner Worldwatch-Instituts die Wurzel allen Übels in der Welt und bedroht die internationale Stabilität. Das Institut fürchtet, dass der Kampf gegen die Armut wegen der weltweiten Wirtschaftsflaute und der Summen, die zum Wiederaufbau des Irak nötig sind, zu kurz kommen könnte. Das sagte Worldwatch-Präsident Christopher Flavin in Washington bei der Vorstellung der Studie "Vital Signs" am Donnerstag.

"Die menschlichen Tragödien, die sich hinter den Statistiken verstecken, erinnern daran, dass Fortschritte im Sozial- und Umweltbereich kein Luxus sind, der beiseite gelassen werden kann, wenn es wirtschaftliche oder politische Probleme gibt", mahnte Flavin.

Versagt im Kampf gegen Armut

Die internationale Gemeinschaft habe bislang dabei versagt, die Armut zu bekämpfen, sagte Michael Renner, einer der Autoren der Worldwatch-Studie. Das trage heute in Form von Terrorismus, Kriegen und ansteckenden Krankheiten zur globalen Instabilität bei. "Eine instabile Welt verlängert nicht nur die Armut, sie wird schließlich auch den Wohlstand bedrohen, an den sich eine reiche Minderheit gewöhnt hat."

Zu demselben Schluss kam die Weltbank gerade. Bürgerkriege gingen entgegen gängigen Annahmen selten auf ethnische Spannungen und politische Fehden zurück, hatte die Entwicklungsbank vergangene Woche festgestellt. Viel öfter seien Armut und die starke Abhängigkeit vom Export natürlicher Ressourcen Auslöser der Konflikte.

Aids

Rund 13 Millionen Kinder werden jedes Jahr zu Waisen oder Halbwaisen, weil ein Elternteil an Aids stirbt, schrieb das Worldwatch-Institut. 14,4 Millionen Menschen sterben an ansteckenden Krankheiten, doppelt so viele, wie durch Krebs ums Leben kommen. Das Institut fordert größte Anstrengungen zur Umsetzung der UNO-Millennium-Ziele, mit der die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, bis 2015 auf die Hälfte reduziert werden soll.

Auch Umweltschäden durch Klimaänderungen und Abholzen träfen überwiegend die Armen, schrieb das Institut, das die Studie zusammen mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) durchführte. "Es ist praktisch unmöglich, bleibenden Frieden und Stabilität herzustellen, wenn die massiven Ungleichheiten in der Welt weiter bestehen und die Natursysteme, von denen wir leben, bedroht sind", warnte UNEP-Direktor Klaus Töpfer. (APA/dpa)