Wien - Als "sehr positives Zeichen" wertet VA Tech-Chef Erich Becker den Einstieg der Kovats-Gruppe in sein Unternehmen. "Wenn jemand Geld in die Hand nimmt und Vertrauen in uns setzt, ist das zu begrüßen", sagte Becker am Donnerstag in Wien.

Der Industrielle Mirko Kovats hatte in der vergangenen Woche zusammen mit österreichischen Privatinvestoren über die Victory Holding GmbH eine bisher vom Linzer Stahlkonzern voestalpine gehaltene Beteiligung von 19,05 Prozent zu einem nicht genannten Preis erworben. An der Börse ist das Paket derzeit deutlich mehr als 70 Mio. Euro wert.

Becker will Klarheit

Befragt zum geplanten Verkauf des 24 Prozent-Anteils des größten VA Tech-Aktionärs ÖIAG, sagte Becker heute, man warte jetzt auf die Konzepte der Staatsholding. Dass schon etwas im Gang sei, "ist mir nicht bekannt". Becker betonte aber, dass die Privatisierung des Staatsanteils möglichst rasch gehen und "sehr bald Klarheit" herrschen solle. "Ich kann nur davon ausgehen, dass der Verkauf rasch erfolgt, weil ja vorgesehen ist, dass bis zum Ende der Legislaturperiode verkauft werden soll", fügte Becker hinzu.

Präferenzen für einen "Strategen" oder Finanzinvestoren hat der VA Tech-Vorstandsvorsitzende keine: "Mir ist jeder Aktionär lieb und recht, der uns das Vertrauen gibt." Auch was die Nationalität eines Investors anbelangt, habe er, Becker, keine Vorbehalte.

"Lokomotive für heimische Klein- und Mittelbetriebe"

Zur künftigen Eigentümerstruktur der VA Tech, die mit dem Einstieg von Kovats nun in Bewegung gekommen ist, sagte der Konzernchef heute: "Es ist gut, wenn wir einen Aktionärskern haben, der die Bedeutung der VA Tech für die österreichische Wirtschaft versteht." Als internationaler Konzern mit Sitz in Österreich sei die VA Tech eine "Lokomotive für heimische Klein- und Mittelbetriebe", ergänzte Finanzvorstand Roland Scharb. Rund 7.000 österreichische Lieferanten partizipierten an VA Tech-Projekten.

Was Kovats bei VA Tech vor hat, darüber ist Becker noch im Unklaren. "Ich kenne die Absichten des Investors zur Stunde nicht", wie er sagte. Kovats hatte vor einer Woche gegenüber der APA betont, an einer Übernahme der VA Tech (und somit auch am Kauf des ÖIAG-Anteils) nicht interessiert zu sein. Er betrachte die Beteiligung als "langfristiges Finanzinvestment" und sei lediglich an "nachhaltiger Wertsteigerung" interessiert.

Ebit-Plus von mindestens einem Drittel

Trotz weltweit gedämpfter Konjunktur hält Becker am Ziel für 2003, das operative Ergebnis (Ebit) um mindestens ein Drittel von 83 auf 110 Mio. Euro "oder ein bisschen mehr" zu verbessern, fest. Auftragseingang und Umsatz sollten heuer auf Vorjahresniveau liegen. Becker bekräftigte auch seine bisherige Prognose eines wiederum positiven Jahresergebnisses. 2002 hatte der oberösterreichische Technologie-Konzern unter dem Strich unter anderem wegen der defizitären Wassertechnik und einer teuren Totalabschreibung des Zehntel-Anteils an der deutschen Babcock Borsig Power 93 Mio. Euro Verlust eingefahren.

"Ich halte das Jahr 2003 für wesentlich abgesichert", sagte Becker in Wien bei der Präsentation der Geschäftszahlen zum ersten Vierteljahr. Auf Grund der flauen Konjunktur - "Wachstum ist derzeit mit freiem Auge kaum erkennbar" - sei das für dieses Jahr festgelegte Hauptziel aber nicht auf Wachstum des Geschäftsvolumens ausgerichtet, sondern vor allem auf eine nachhaltige Verbesserung der Ertragskraft. Daher sollen die Kosten im Konzern heuer weiter nach unten gefahren werden.

An der Börse notierte die VA Tech-Aktie im bisherigen Handelsverlauf in einem leicht schwächeren Umfeld mit 26,90 Euro um 3,5 Prozent fester. Seit Jahresbeginn hat der in den vergangenen Jahren stark nach unten geprügelte Titel um fast 74 Prozent zugelegt.(APA)