Washington - Japanische Astronomen haben zwei Schwarze Löcher entdeckt, die einander in Schwindel erregendem Tempo umkreisen. Mit ihrer Beobachtung liefern Hiroshi Sudou und Kollegen den direkten Nachweis eines solchen Doppelsystems, wie es der Theorie zufolge bei der Verschmelzung zweier Galaxien entstehen soll.

Die beiden Schwarzen Löcher sind nach Schätzung der Forscher knapp 1.000 Milliarden Kilometer voneinander entfernt - mehrere tausend Mal so weit wie die Erde von der Sonne. Dennoch benötigen sie für eine Runde ihres kosmischen Walzers nur etwa ein Jahr, wie das Team von der Tohoku Universität in Sendai im US-Wissenschaftsjournal "Science" (Bd. 300, S. 1263) berichtet.

Bisher indirekte Hinweise

Da Schwarze Löcher selbst das Licht verschlucken, ist ihre direkte Beobachtung nicht möglich. Es gab jedoch bereits indirekte Hinweise auf die Existenz Schwarzer-Loch-Paare. Die Forscher nahmen nun das Zentrum der rund 200 Millionen Lichtjahre entfernten Riesengalaxie "3C 66B" im Sternbild Andromeda ins Visier (ein Lichtjahr entspricht 9,5 Billionen Kilometer). Dort fahndeten sie in der starken Strahlung aus der unmittelbaren Umgebung des Galaxienkerns nach verräterischen Mustern. Darin kann sich die Bewegung eines Doppelsystems verraten.

Um bei der enormen Distanz zu "3C 66B" ausreichend detailgenau beobachten zu können, mussten die Astronomen mehrere Radioteleskope zu einem virtuellen Riesenteleskop zusammenschalten. Dabei entdeckten sie, dass der Kern der Galaxie tatsächlich nicht aus einem, sondern aus zwei Objekten besteht, die sich gegenseitig umkreisen.

Galaxien verschmolzen

Den Schätzungen zufolge beherbergen diese beiden Schwarzen Löcher mehrere Milliarden Mal so viel Masse wie die Sonne. Das schwergewichtige Duo ist demnach bei der Verschmelzung zweier Galaxien zu "3C 66B" entstanden. Mit ihren Erkenntnissen untermauern die Japaner die gängigen Modelle zur Galaxienentwicklung.

Nach den Voraussagen der Forscher werden sich die beiden Schwarzen Löcher immer weiter annähern und in kosmisch gesehen kurzer Zeit von maximal einigen tausend Jahren verschmelzen. Dabei senden sie Albert Einsteins Relativitätstheorie zufolge eine starke Strahlung der bislang nicht direkt beobachteten Gravitationswellen aus, die möglicherweise zu einem Nachweis dieser Schwerewellen führen könnte. (APA/dpa)