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Foto: APA/Gindl

Wien - Das Haas-Haus am Wiener Stephansplatz, Stammsitz des Nobelgastronomen Do&Co und der größten Filiale des spanischen Modekonzerns Zara, wird an Raiffeisen verkauft. "Wir sind derzeit in konstruktiven Gesprächen mit der Raiffeisen-Gruppe, die in einem Monat abgeschlossen sein könnten", erfuhr der Standard am Rande einer Pressereise der Wiener Städtischen. Das im Besitz der Versicherung und der Bank Austria stehende Haas Haus mit 6000 m² wurde erst 2001 um 10,2 Mio. Euro (inklusive Ausmietungskosten für die Altmieter) renoviert. Bei der Raiffeisen Gruppe handelt es sich um die Uniqa Versicherung und die Raiffeisen Holding Niederösterreich. Letztere ist auch mit 25 Prozent an Do&Co beteiligt. Insider schätzen den Kaufpreis zwischen 58 und 62 Mio. Euro.

Erstmals äußerte der Chef der Wiener Städtischen, Günter Geyer, Pläne, bei der geplanten Restprivatisierung der Voestalpine mitzumachen und seinen Anteil von derzeit zwei Prozent auf vier bis sieben Prozent aufzustocken. Dasselbe gelte auch für Böhler-Uddeholm; der rund zweiprozentige Anteil soll auf drei bis sieben Prozent erhöht werden. Aus beiden Unternehmen will sich die staatliche ÖIAG zurückziehen. An der Voestalpine hält sie noch 34,7 Prozent, an Böhler 25 Prozent. Geyers Begründung: Er möchte "langfristig an guten Firmen beteiligt sein". Außerdem sei für ihn der Standort Österreich wichtig, womit sichergestellt sei, dass wichtige Entscheidungen im Inland bleiben.

Zusätzliche AUA-Aktien interessant

Nicht abgeneigt wäre Geyer auch am Erwerb zusätzlicher AUA-Aktien, sollte die ÖIAG welche verkaufen. Ein stärkeres Engagement wäre vor allem für den heimischen Tourismus wichtig. Zusammen sind beide Unternehmen Eigentümer beim größten heimischen Tourismus-Veranstalter, dem Verkehrsbüro.

Das Übernahmeangebot der zur Bank Austria gehörenden B&C Stiftung für alle Aktien am Spezialgummierzeuger Semperit (sie hält 25 Prozent) dürfte von der Städtischen nicht angenommen werden. Geyer sieht das Pflichtangebot mit 13,93 Euro pro Aktie unterbewertet, zumal ein Gutachten auf einen Preis von 21 € pro Aktie kommt. Gegen den Aktienverkauf spricht auch, dass die Städtische die Semperit-Aktien zu 19 Euro das Stück in den Büchern hat.

Gütliche Einigung in Sachen Porr

Zufrieden ist Geyer über die gütliche Einigung mit der B&C Stiftung der Bank Austria in Sachen Porr. An dem Baukonzern hält die Städtische 23 Prozent. Über einen Verkauf des Paketes "würde ich nur bei einem sehr guten Preisangebot nachdenken, das deutlich über dem Börsenkurs liegen müsste", meinte Geyer und betonte, dass ein Verkauf derzeit "kein Thema ist". Bei der sehr substanzstarken Porr, die vom kommenden Aufschwung der Bauindustrie profitieren werde, wünscht sich Geyer eine bessere Rendite. "Wenn sich die nicht deutlich ändert, ist es eine Frage der alternativen Veranlagung." Geyer: "Unsere Porr-Aktien sind rund 35 Mio. Euro wert, und eine einprozentige Verzinsung ist nicht viel. Wir brauchen also andere Veranlagungen, die mehr bringen, um auf einen Schnitt von fünf Prozent zu kommen."

Geheilt ist die Städtische von Bankbeteiligungen jeder Art. Die Städtische habe so viele Aktien der BA-CA-Mutter HVB, dass sie ausreichend versorgt sei. Dennoch wünscht sich Geyer, dass der der BA-CA-Börsegang einen "Riesenerfolg wird, denn das kann der HVB-Aktie nur gut tun." Die Städtische hält sechs Mio. HVB-Aktien. Den Abschreibungsbedarf aufgrund der massiven Kursverluste bezifferte Geyer mit 160 Mio. Euro für 2001 und weiteren 30 Mio. Euro im Vorjahr. Auf die Frage, ober er glücklich darüber sei, dass sein Vorgänger, Siegfried Sellitsch, noch immer im HVB-Aufsichtsrates sitzt, meinte Geyer: "Sellitsch sitzt dort als Privatperson, und somit ist das seine Privatangelegenheit."

Ziel der Städtischen sei es, das Ergebnis von 20 Mio. Euro heuer zu halten und die Prämien von zuletzt 1,6 Mrd. Euro um sieben Prozent zu erhöhen. Die Auslandstöchter haben zuletzt sieben Mio. zum Ergebnis beigetragen, mittelfristig sollen es 50 Prozent sein. (Claudia Ruff, Der Standard, Printausgabe, 23.05.2003)