Wien - Kommunikation ist Geben und Nehmen - auch zwischen Bürger und Politiker. Also schenkte Innenminister Ernst Strasser (ÖVP) Mittwochnachmittag im großen Sitzungssaal des Innenministeriums 40 Vertretern der türkischen Vereinsszene in Österreich eine Stunde lang das Ohr. Lauschte - an einem der derzeit so populären runden Tische - Beschwerden, Anregungen und Wünschen.

Um anschließend selber ein Anliegen zu äußern: Die Türkinnen und Türken, so Strasser, mögen im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten doch Druck machen. Für eine Abschaffung der Visage- bühren für Österreicher in ihrem Land: "Wir verfolgen diese Änderung schon lange, waren damit bisher aber nicht erfolgreich." Die Geladenen schwiegen. Einige nickten.

Schleppende Familienzusammenführungen

Davor hatten sie die Gelegenheit genutzt, Kritik an den Mann zu bringen: Schleppende Familienzusammenführungen, vor allem im Osten, Deutschkurse, die nicht nur verpflichtend, sondern auch an die Erneuerung der Aufenthaltsgenehmigung gebunden sind und mehr.

In Sachen Familienzusammenführung hoffe er auf "eine quotenpolitische Lösung innerhalb des kommenden Jahres", antwortete Strasser. Das Fremdenrecht insgesamt werde man "im Jahr 2005 neu diskutieren". Vor Veranstaltungsende mit Kaffee und Kuchen gab er der Hoffnung Ausdruck, die türkisch-ministerielle Gesprächsbasis in Hinkunft aufrechtzuerhalten. Die Angesprochenen nickten. Die meisten schwiegen. (bri, DER STANDARD Printausgabe 23.5.2003 )