Die TV-Statik auf dem deutschen Medienmarkt
wackelt nach dem Niedergang des Medienreichs von Leo Kirch. Diesen Schluss zog Reinhard Olt, Österreich-Korrespondent der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ), im Rahmen der Wachauer Journalistentage in Dürnstein, die dieses Jahr unter dem Generalthema "Medien & Wahlen - Wer MACHT wen?" stehen.
"Mit Kirchs Untergang dürfte die ziemlich austarierte politische
Statik des Privatfernsehens in Deutschland aus dem Gleichgewicht
geraten, in der sich die politisch eher mitte-rechts verorteten
Kirch-Sender und die eher mitte-links angesiedelte RTL-Familie
gegenüber standen", sagte Olt bei der vom ÖVP-nahen Friedrich Funder
Institut organisierten Veranstaltung. Kernstück des Kirch-Imperiums
bildeten die TV-Gesellschaften ProSieben, SAT.1 und Kabel 1. Diese
wurden inzwischen vom US-Milliardär Haim Saban übernommen.
Rund um die Übernahmespekulationen des Kirch-Konzerns wurde
übrigens auch die WAZ-Gruppe, die in Österreich an der "Kronen
Zeitung" und am "Kurier" beteiligt ist, als Kaufinteressent
gehandelt. Hätte die WAZ gemeinsam mit der Commerzbank die
Kirch-Senderfamilie übernommen, wäre dies nach Meinung Olts nicht
allein kartellrechtlich, sondern vor allem medienpolitisch äußerst
problematisch geworden.
"Die WAZ-Gruppe gilt als die der SPD nahe stehende Medienmacht
schlechthin, obschon für die kühlen Rechner in Essen Rendite weit vor
politischer Einflussnahme kommen dürfte." Seit Anfang 2002 wirke bei
der WAZ Bodo Hombach als Geschäftsführer, des deutschen Kanzlers und
SPD-Vorsitzenden Gerhard Schröder "bester Mann", so Olt weiter.
Dieser werde voraussichtlich "auf den in die Jahre gekommenen
WAZ-Gewaltigen Erich Schumann folgen". Man habe Hombach gewiss nicht
nur "eingekauft", um in Südosteuropa Zeitungen zu erwerben, sondern
um den Medieneinfluss der SPD, die ohnedies über ein beachtliches
Medienimperium verfüge, generell zu steigern. Auch auf diesem Weg
werde an Deutschlands "medienpolitische Statik Hand angelegt",
erklärte der FAZ-Korrespondent.(APA)