Frankfurt - Die Lufthansa wird von Montag an die Arbeitszeit für das Bodenpersonal trotz der Ablehnung durch den Betriebsrat weiter verkürzen. Die 16.000 Beschäftigten am Boden sollen dann ohne Lohnausgleich nur noch 35 statt 36 Stunden pro Woche arbeiten, bestätigte eine Lufthansa-Sprecherin am Freitag. Die Geschäftsleitung halte sich dabei an das mit der Gewerkschaft ver.di vereinbarte Verfahren. Der Gesamtbetriebsrat befürchtet bei einer weiteren Arbeitszeitverkürzung erhebliche Probleme im Betriebsablauf.

Wirtschaftsprüfer eingeschaltet

Ursprünglich sollte die zweite Stufe der Arbeitszeitverkürzung schon am 15. Mai in Kraft treten, um die Personalkosten weiter zu senken und Arbeitsplätze zu sichern. Geschäftsleitung und Gesamtbetriebsrat konnten sich aber nicht einigen, ob die Voraussetzungen dafür gegeben sind.

Daraufhin wurde gemäß Vereinbarung ein Wirtschaftsprüfer eingeschaltet, der das Erreichen der Auslöseschwelle Mitte dieser Woche bestätigte. Der Gesamtbetriebsrat hat danach keine Einspruchmöglichkeiten mehr.

Höhere Belastung der Mitarbeiter

Betriebsratschef Wolf Liebetrau befürchtet bei Einführung der 35-Stunden-Woche eine höhere Belastung der Mitarbeiter, da die Arbeitsmenge nicht im gleichen Maß sinke. "Die Kollegen haben gut zu tun, der Stress wird dann noch größer", sagte Liebetrau. Dies werde zu weniger Service führen. Der Gesamtbetriebsrat sei sich mit der Unternehmensleitung über den Ernst der Lage einig. Allerdings sei er nicht der Ansicht, dass die Voraussetzungen für die nächste Stufe der Arbeitszeitverkürzung gegeben seien.

Die Lufthansa leidet unter starken Buchungsrückgängen wegen der Lungenkrankheit SARS. Für das Jahr 2003 erwartet sie trotz drastischer Kostensenkungen rote Zahlen. Mitte April war für das Bodenpersonal bereits die Verringerung der Wochenarbeitszeit von 37,5 auf 36 Stunden ohne Lohnausgleich beschlossen worden. Dieser ersten Stufe der Arbeitszeitverkürzung hatte der Betriebsrat zugestimmt. Nach Angaben von Liebetrau bringt die erste Stufe Einsparungen von 2 Mio. Euro pro Monat, die zweite Stufe noch einmal Einsparungen von 800.000 Euro. (APA/dpa)