Wien - Ex-ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth hat offenbar den Rechtsstreit gegen das Sportministerium gewonnen und 60.000 Euro Gehaltsnachzahlung erhalten, wie "Die Presse" in ihrer Donnerstag-Ausgabe berichtet. Hofrat Jungwirth ist seit rund drei Jahrzehnten Beamter im Sportministerium, war allerdings während seiner Zeit als Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Komitees karenziert.

Im Februar 2009 trat Jungwirth als ÖOC-Generalsekretär nach 26 Dienstjahren zurück, die öffentlichen Vorwürfe gegen ihn hatten seine Stellung unhaltbar gemacht. Einer Studie zufolge waren im ÖOC mehrere Millionen Euro "ungeklärter Zahlungsflüsse" aufgetaucht, gegen Jungwirth laufen entsprechende gerichtliche Vorerhebungen. Als der Ex-Generalsekretär 2009 das ÖOC verlassen hatte, meldete er sich wieder beim Sportministerium. Er trat dort allerdings nicht seinen Dienst an, sondern ließ sich umgehend freistellen. Jungwirth bewarb sich beim Europäischen Olympischen Komitee (EOC) um einen Posten. Sein Beamtengehalt refundierte das ÖOC dem Ministerium. Es war eine Art Starthilfe vom alten ÖOC-Vorstand um Leo Wallner.

Jungwirth bekam den Job beim EOC nicht. Zurück ins Ministerium kam er trotzdem nicht. Er wurde krank. "Ich hatte eine amtsärztliche Untersuchung und wurde dienstuntauglich geschrieben", so Jungwirth laut "Presse". Die Kommunikationsbrigade des Ministeriums behauptet allerdings, Jungwirth sei zur Untersuchung nicht erschienen und habe die Aufforderung zum Dienstantritt nicht befolgt. Daraufhin wurden die Gehaltszahlungen vom April bis Dezember 2010 eingestellt.

Am 18. September 2010 wurde Jungwirth im Heeresspital neuerlich amtsärztlich untersucht. Diagnose: Jungwirth ist krank. Daraufhin setzte die Personalvertretung durch, dass die Gehaltszahlungen des Ministeriums an Jungwirth wieder aufgenommen wurden. "Aus formalen gesetzlichen Gründen", so ließ Minister Norbert Darabos laut "Die Presse" ausrichten, "war die Rückzahlung der Bezüge für die Zeit vom Juli 2009 bis Februar 2010 geboten". Inzwischen wurden auch diese offenen Gehälter ausgezahlt. Nun will das ÖOC unter neuer Führung von Jungwirth aber jenes Geld zurück, das ihm der alte ÖOC-Vorstand damals als Starthilfe überwiesen hat. Das ÖOC brachte eine Zivilklage über 53.000 Euro ein.

Gegen Jungwirth, der vom Dienst suspendiert ist und zwei Drittel seines Gehalts erhält, laufen noch immer gerichtliche Vorerhebungen. Sollte die Staatsanwaltschaft das Verfahren einstellen, wird, wie "Die Presse" weiter schreibt, die Suspendierung nach Auskunft des Ministeriums aufgehoben und Jungwirth erhält das letzte Drittel seines Gehalts rückwirkend ausbezahlt. Sollte Jungwirth verurteilt werden, wird er sich einem Disziplinarverfahren stellen müssen. (APA)