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Es war eine ambivalente Einstimmung, die die 700 anwesenden Aktionäre des Blackberry-Herstellers Research in Motion (RIM) am Dienstagabend auf der Hauptversammlung zu hören bekamen: Bob Segers Against the Wind. Doch sollte der Song wohl eher Mut machen als andeuten, dass dem kanadischen Unternehmen derzeit der stärkste Gegenwind seiner Geschichte ins Gesicht bläst.

QNX

Die Ankündigung sieben neue Geräte der Blackberry-Reihe mit dem Betriebssystem QNX, die in den nächsten Monaten auf den Markt kommen sollen, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass RIM mit mehr als nur "Herausforderungen" kämpft, wie es Co-CEO Jim Balsillie formulierte. Die Kanadier, einst Marktführer für Business-Smartphones, haben es ähnlich wie der finnische Hersteller Nokia nicht geschafft, bei den Nutzern mit einem dem Apple iPhone oder Google-Android-Handy vergleichbaren Gerät zu punkten. Erhebungen des Marktforschers ComScore zufolge hat RIM allein im zweiten Quartal eine Millionen User im US-Markt verloren. Dass im Gegenzug eine Million neuer Nutzer in Europa und Afrika hinzugekommen sind, ist auf Preissenkungen zurückzuführen, die sich entsprechend in der Bilanz auswirken.

Mauer Start

Eher enttäuschend ausgefallen ist auch der Start des PlayBook-Tablets. Das Echo darauf ist bisher verhalten ausgefallen. Zwar wurden 500.000 Geräte ausgeliefert, Verkaufszahlen gab das Unternehmen bisher nicht bekannt.

Wenig Trost spendet den Investoren auch der Blick auf den Börsenkurs. Die Aktie ist heuer um mehr als 50 Prozent abgestürzt. Der Börsenwert von RIM fiel innerhalb von drei Jahren von 80 auf 15 Milliarden Dollar.

Ein großer Teil der Schwierigkeiten sei hausgemacht

Mit der neuen Blackberry-Generation hofft das Führungsduo Balsillie und Mike Lazaridis wieder Boden gutmachen zu können. Die Geräte kämen zwar später als geplant, "aber wir überspringen damit sprichwörtlich eine Generation", sagte Lazaridis. Für den Herbst kündigte er zudem ein 4G-Playbook an, das Apples populäres 3G iPad konkurrenzieren soll.

Großen Beifall gab es auf der HV dennoch nicht. Ein großer Teil der Schwierigkeiten sei hausgemacht, warfen die Teilnehmer der Doppelspitze vor. Angefangen vom dilettantischen Marketing über mangelnde Arbeitsmoral bis hin zu den unterschiedlichen Bedienungsmöglichkeiten der RIM-Geräte, die Kunden wie externen Softwareherstellern das Leben schwer machten. Die Angst, dass RIM Opfer einer feindlichen Übernahme werden könnte, ist groß. Der Hinweis Balsillies, in diesem Fall binnen eines "Augenzwinkerns" darauf reagieren zu können, beruhigte die Anleger nicht. (Karin Tzschentke, DER STANDARD Printausgabe, 14. Juli 2011)