Die Särge von Otto Habsburg und seiner im Vorjahr verstorbenen Gattin Regina sind gestern nach dem Requiem in Mariazell nach Wien gebracht worden. Seit heute kann die Öffentlichkeit in der Kapuzinerkirche kondolieren.

Mittwoch Abend gegen 20 Uhr hatten die beiden Sargwägen am Mittwoch vor der Kapuzinerkirche am Neuen Markt gehalten. Fünf Kapuzinermönche warteten auf den Stufen des Kirchenportals. Zur Linken standen Mitglieder der Familie Habsburg, unter ihnen Otto Habsburgs Söhne Karl und Georg sowie Tochter Walburga.

Särge mit kaiserlichen Wappen bestickt

Die Särge wurden in aller Stille in die Kirche getragen, der kurze Akt am Kirchenportal dauerte nur fünf Minunten. Den mit gelb-schwarzen Tüchern bedeckten Särgen, die mit dem kaiserlichen Wappen bestickt waren, folgten auf dem Weg in die Kirche drei Träger mit den höchsten Orden, darunter der Orden vom Goldenen Vlies (für Otto Habsburg) und der Sternkreuzorden (für Regina Habsburg).

Gedenken von Juden, Muslimen und Christen

An den aufgebahrten Särgen haben am Donnerstagnachmittag ein jüdischer, ein christlicher und ein muslimischer Geistlicher mit Totengebeten die Verstorbenen gemeinsam gewürdigt. Der Großmufti von Sarajevo, Mustafa Ceric, ein persönlicher Freund Otto Habsburgs, verlas ein Gebet, das sein Amtsvorgänger vor hundert Jahren für Kaiser Franz Joseph gesprochen hatte. Der frühere Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern, Steven Langnas, sang wie bereits bei der Trauerfeier in München einen Kaddish. Weihbischof Stephan Turnovszky bestritt den christlichen Part der Trauerstunde.

Karl über seinen Vater: "Toleranz war selbstverständlich"

Otto Habsburgs Sohn Karl sprach von einer Feierstunde "von ganz besonderer Bedeutung für meine Familie". Seine Eltern seien aus religiöser Überzeugung immer für den Zusammenhalt der Religionen eingetreten. Sein Vater "stammte aus einer Zeit, wo es neben Militärgeistlichen auch Militär-Imame und Militär-Rabbiner (in der k.u.k.-Armee, Anmerkung) gab". Die gemeinsame Basis sei Otto Habsburg immer wichtiger gewesen als das Trennende: "Toleranz war für ihn selbstverständlich." (APA/red, derStandard.at, 14.7.2011)