Linz - Mehr als verdoppelt hat sich die Anzahl der ausgesprochenen Betretungsverbote in Österreich - seit 2001 von 3.283 auf 6.759. Das berichtete die Vorsitzende des Vereins Gewaltschutzzentrum Oberösterreich, SPÖ-Abgeordnete Sonja Ablinger, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Linz. Über die Hälfte der 1.568 Fälle, mit denen die Einrichtung im Vorjahr zu tun hatte, sei durch die Polizei aufgrund von Wegweisungen und Betretungsverboten übermittelt worden.

"Wir haben überwiegend mit körperlicher Gewalt gegen Frauen und Kinder zu tun", so Ablinger zur Arbeit des Gewaltschutzzentrums, das im vergangenen Jahr 1.385 weibliche und 183 männliche Hilfesuchende betreut hat. 95 Prozent der Täter seien männlich, etwa die Hälfte der Vorfälle passiere in aufrechten Beziehungen, erklärte die Vorsitzende. In 50 Prozent der Fälle seien auch Kinder mit betroffen. 2010 hat es in der Einrichtung insgesamt rund 1.600 Beratungsgespräche und 8.000 Telefonkontakte gegeben.

Meldung erfolgt im Schnitt nach zwei Jahren

Die Klienten würden sich in den seltensten Fällen gleich nach dem ersten Übergriff melden, sagte Ablinger. "Im Durchschnitt kommen die Frauen nach zwei Jahren." Sie würden sich aber auch oft erst nach 20 oder 30 Jahren mit der Organisation in Verbindung setzen. Es werde nicht nur körperliche Gewalt ausgeübt, sondern auch die autonome Lebensführung von Frauen massiv eingeschränkt. Ablinger berichtete von der Kontrolle von Telefonaten, Beschimpfungen, erzwungenem Geschlechtsverkehr, was häufig zu Depressionen, Schlaf- und Essstörungen, Alkoholismus sowie zum Verlust der Selbstachtung führe.

Das Gewaltschutzzentrum Oberösterreich leiste immer öfter psychosoziale und juristische Prozessbegleitung, die seit fünf Jahren als Rechtsanspruch für Opfer verankert sei, berichtete Geschäftsführerin Maria Schwarz-Schlöglmann. Im Vorjahr habe man mit rund 30 RechtsanwältInnen in 271 Fällen KlientInnen bei Strafverfahren begleitet. Für die laufende, im September endende Förderperiode seien die Mittel in Höhe von 200.000 Euro bereits aufgebraucht, appellierte Schwarz-Schlöglmann an das Justizministerium, weiteres Geld zuzuschießen. (APA)