Obama springt wütend vom Verhandlungstisch im Weißen Haus auf und bricht frustriert die Budgetverhandlungen mit den Republikanern ab. Der US-Präsident hat allen Grund, wütend zu sein - auf die verantwortungslose Blockadepolitik der Republikaner; und auf sich selbst. Die Republikaner sind in die Hände von Radikalen (Tea Party) geraten, von halbverrückten religiösen Fanatikern, halbgebildeten Marktradikalen und halbverdeckten Rassisten. Aber Obama hat es zugelassen, dass diese Sektierer die Meinungsvorherrschaft erringen konnten.

Sein strategischer Fehler stammt von Minute eins seiner Präsidentschaft: Er hatte ein Reformprogramm (z. B. Health Care), aber er hat es nicht mit aller Macht kommuniziert; er überließ Sarah Palin, Fox News und den anderen ultrareaktionären Schreihälsen die Lufthoheit. Seine Mannschaft war hilflos gegen die perfiden Wahrheitsverdreher und ist es immer noch.

Obama nahm die Position eines überparteilichen Weihnachtsmannes an, statt zu kämpfen. So verspielte er die Mehrheit im Kongress. In den USA genießen die wirklich Reichen wirkliche Steuerprivilegien. Aber Obama kann gegen die republikanische Mehrheit nichts machen, die bereit scheint, sogar den Staatsbankrott zu riskieren, nur um ihm eine Niederlage zuzufügen. Der erhoffte "Wende"-Präsident hat sich in die Geiselhaft reaktionärer Abenteurer manövriert. Das kann einen schon wütend machen. (Hans Rauscher, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 15.7.2011)