Die genetischen Analysen ergaben, dass der Homo sapiens immer wieder Kontakt mit seinem alten Heimatkontinent hatte.

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Cambridge/Wien - Der moderne Mensch stammt als Afrika, so viel ist klar. Neue und zum Teil überraschende Einsichten in seine Entstehung und die weitere Geschichte von Homo sapiens liefern nun zwei Genetiker vom Sanger Institute in Cambridge, einem der weltweit führenden Genomforschungszentren.

Heng Li und Richard Durbin analysierten für ihre Untersuchung in Nature (online) die vollständigen DNA-Daten von zwei Asiaten, zwei Afrikanern und drei "Kaukasiern". Dabei bestätigte sich zum einen, dass sich der moderne Mensch vor 100.000 bis 120.000 Jahren in Afrika herausbildete, was mit einem rapiden Zuwachs der Population einherging. Die Daten deckten sich außerdem mit der Annahme, dass es vor rund 60.000 Jahren zur Auswanderung aus Afrika kam.

Fast-Exitus nach dem Exodus

Neu sind aber zwei weitere Ergebnisse der Studie: Aus den sieben Genomen ließ sich nämlich auch ablesen, dass es vor 40.000 bis 60.000 Jahren sexuelle Kontakte zwischen den "Afrikanern" und "Europäern" gegeben haben muss. Das bestätigt Thesen Wiener Anthropologen, die durch Schädelvergleiche auf solche Hin- und Herwanderungen schlossen. Li und Durbin stellten aber noch etwas anderes fest: Nach dem Exodus aus Afrika schrumpfte die menschliche Bevölkerung, was vor 20.000 Jahren, dem Höhepunkt der Eiszeit, zumindest in Europa beinahe zu unserem Exitus geführt hätte. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 15.07.2011)