London - Bestimmte Adenoviren sind in der Lage von Tieren auf Menschen zu wechseln. Erstmals konnten Mediziner der University of California in San Francisco einen solchen Fall im Online-Journal "PLoS Pathogens" dokumentieren. Demnach infizierte sich vor zwei Jahren in einem US-Primatenzentrum eine Gruppe von Affen mit solchen Viren. Ein Forscher, der die Tiere pflegte, erkrankte ebenfalls und steckte offenbar wiederum ein Mitglied seiner Familie an.

HIV, Vogelgrippe oder EHEC - immer wieder überspringen Krankheitserreger aus dem Tierreich die Artengrenze und werden auch dem Menschen gefährlich. Allerdings galten Adenoviren bisher als Art-gebunden: Manche verursachen beim Menschen verschiedene Probleme, von Schnupfen über Durchfall bis hin zu Lungenentzündung. Andere machen bestimmten Tierarten zu schaffen. Aber noch nie wurde bekannt, dass solche Viren von einer Spezies auf eine andere wechseln.

19 tote Affen und ein erkrankter Forscher

Nun berichten Infektiologen erstmals von einem solchen Fall: Demnach erlitten im Jahr 2009 in einem kalifornischen Primatenzentrum 23 von insgesamt 65 Roten Springaffen (Callicebus cupreus) Entzündungen der Atemwege oder der Leber. Nur vier der infizierten Tiere überlebten. Als Ursache identifizierten die Mediziner aus San Francisco das bisher unbekannte Adenovirus TMAdV (titi monkey adenovirus).

Dieser Erreger kann offenbar auch Menschen befallen: Ein Mitarbeiter des Primatenzentrums, der viel Kontakt zu den erkrankten Affen hatte, bekam Fieber und Husten. Zudem steckte er offenbar ein Mitglied seiner Familie an.

Die Experten empfehlen, Adenoviren künftig sorgfältiger zu beobachten, um auf etwaige Gefahren für den Menschen zeitig aufmerksam zu werden. "Man kann jetzt Adenoviren auf die Liste jener Krankheitserreger setzen, die dazu fähig sind, zwischen Arten zu wechseln", betont Studienleiter Charles Chiu. (red/APA)