Mit kürzeren Sommerferien kann sich auch die Lehrergewerkschaft anfreunden, das berichtet das Ö1-Morgenjournal. Bisher hat es geheißen, es gebe bei der Ferienregelung keinen Handlungsbedarf. Solange es zu keiner Verschlechterung für die Lehrkräfte kommt, wird sich die Gewerkschaft nicht quer stellen.

Im Sommer weniger Ferien, das würde für die Lehrer kein Problem darstellen, sagt Walter Riegler von der Arbeitsgemeinschaft Lehrerinnen in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD): "Eine Umformung der Ferien, da wird es sicher von der Lehrerschaft kein Veto geben."

Sonderregelung für bestimmte Schulformen

Klar sei dabei aber, dass die Zahl der freien Tage übers Jahr gerechnet gleich bleiben müsse. Die wegfallende Woche im Sommer müsse also im Herbst nachgeholt werden: "Sonst wäre es eine dienstliche Verschlechterung der Lehrerschaft. Darum geht es ja den Leuten nicht, sondern um eine Regelung, die für den Schulbetrieb und für den Lernerfolg optimal sein sollte."

Sonderregelung bei Praktika

Probleme sieht Lehrergewerkschafter Riegler aber bei Schülern in bestimmten Oberstufenschultypen wie HTL oder HAK: "Wenn Schüler Pflichtpraktika machen müssen, dann werden die Ferien natürlich schon relativ kurz." Hier brauche es Sonderregelungen sagt Riegler, denn lediglich vier Wochen Ferienzeit seien dann doch zu kurz.

"Kein überzeugendes Konzept"

In der FCG-dominierten Lehrergewerkschaft wird das Thema "je nach Schultyp differenziert gesehen", meint Pflichtschullehrervertreter Paul Kimberger. Er selbst sieht die Sache sehr pragmatisch: "Ich bin für eine neue Regelung, wenn sie nach pädagogisch und organisatorisch nachvollziehbaren Regeln erfolgt und für Schüler, Eltern und Lehrer eine Verbesserung bringt." Derzeit liege jedoch kein überzeugendes Konzept am Tisch. Gleichzeitig warnte er davor, die Frage der Betreuung an den Schulen aufzuhängen, diese seien schließlich Bildungs- und nicht Aufbewahrungseinrichtungen.

Auch wenn an seinem Schultyp die Betreuung kein Problem darstellt, ist BMHS (Berufsbildende mittlere und höhere Schulen)-Lehrervertreter Jürgen Rainer für eine Lösung. Denn für die Eltern gebe es derzeit keine Sicherheit, dass ihre Kinder in den bestehenden Einrichtungen im Sommer gut betreut würden. Allerdings werde die Diskussion ohnehin weiter jedes Jahr im Sand verlaufen, wenn es keine entsprechenden Strukturen gebe, die zu einer politischen Entscheidung führen. Rainer forderte deshalb die Einrichtung eines Bundesschulgemeinschaftsausschusses aus Schülern, Eltern und Lehrern, der solche Fragen mit dem Unterrichtsministerium diskutieren soll.

Auch Schüler mit im Boot

Der Vorsitzende der Bundesschülervertretung, Philipp Pinter von der VP-nahen Schülerunion, hat sich im Ö1-Mittagsjournal für kürzere Sommerferien und dafür eine Woche Pause im Herbst ausgesprochen. "Besonders die Zeit zwischen dem Schulbeginn im September und den Weihnachtsferien ist eine sehr intensive, in der man maximal ein paar Feiertage hat, die mit Glück auf Wochentage fallen und da wäre eine Woche Herbstferien mit dem Hintergrund, eben einen möglichst zielorientierten Lernzyklus zu etablieren, sehr, sehr sinnvoll unserer Meinung nach."

Elternvetretreter von AHS/BHS kritisch

Nachdem sich die Elternvertreter an den Pflichtschulen am Donnerstag wegen der Probleme bei der Kinderbetreuung für eine Verkürzung der Sommerferien um eine Woche und generell eine bessere Verteilung von Unterrichts- und Ferienzeit ausgesprochen hatten, sehen die Elternvertreter von AHS und BMHS die Idee indes kritisch. Es sei egal, ob Eltern für sechs oder neun Wochen eine Betreuung organisieren müssten.

"Das Betreuungsproblem habe ich so oder so"

"Das Betreuungsproblem hab ich so oder so", sagte BMHS-Elternsprecher Theodor Saverschel und fordert deshalb leistbare und qualitativ hochwertige Betreuungsmöglichkeiten für Schüler. An den BHS seien die langen Ferien zudem wegen der Pflichtpraktika wichtig.

Für eine andere Aufteilung der Ferien hatten sich zuvor unter anderem Reiseveranstalter und die Länder ausgesprochen. Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) wartet auf eine einheitliche Forderung der Schulpartner, kann sich eine Änderung aber ebenfalls vorstellen. (red, derStandard.at, 15.7.2011/APA)