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Ein Mönch des Klosters Pannonhalma zeigt, wo Otto Habsburgs Herz bestattet werden wird.

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Die Herz-Urne des argentinischen Mönchs Mamerto Esquiu.

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Die Herz-Urne des französichen Königs Ludwig XVII.

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Nach dem Requiem im Stephansdom und der anschließenden Beisetzung von Otto Habsburgs Leiche in der Kapuzinergruft wird dessen Herz in einer Herzurne nach Ungarn gebracht. Dort soll es im Kloster Pannonhalma bestattet werden. 

Kein politischer Hintergrund, aber lange Tradition

Damit folgt der Kaisersohn einer langen Tradition, die laut Autorin Katrin Unterreiner ("Die Habsburger - Mythos und Wahrheit") in fast allen europäischen Herrscherhäusern verbreitet sei. "Es herrscht in der Geschichtswissenschaft eine Diskussion, worauf genau sich dieser Ritus bezieht", so Unterreiner, "womöglich könnten sogar die altägyptischen Pharaonen Vorbild gewesen sein."

Unterreiner ist der Überzeugung, dass es für die getrennte Bestattung bei den Habsburgern kein politisches Motiv gäbe: "Ursprünglich wurden ja alle Teile des Körpers in Wien bestattet, nur an unterschiedlichen Plätzen." Dabei hatte es in der Geschichte immer wieder Ausnahmen und Veränderungen des Protokolls gegeben.

Kaiser Franz-Joseph war strikt gegen Eingeweidebestattung

So hatte sich der vorletzte Kaiser Franz-Joseph vor seinem Tod strikt gegen eine getrennte Bestattung von Eingeweiden und Körper ausgesprochen, er wurde mitsamt Organen in der Kapuzinergruft begraben. Traditionellerweise sind dort lediglich die Leichname der verstorbenen Habsburger bestattet, die Eingeweide werden in den Stephansdom gebracht, die Herzen in die sogenannte "Herzlgruft" in der Augustinerkirche.

Begründer dieser Tradition bei den Habsburgern war laut dem Historiker Hannes Leidinger Ferdinand III. (1608-1657), der wollte, dass die Herzen der Habsburger in der Augustiner Kirche aufgebahrt werden. "Das hat mit einer bestimmten Form der Zuneigung zu einer Kirche oder einem Teil der Kirche zu tun", so Leidinger. Ferdinand IV. verfügte laut Pater Gottfried vom Kapuzinerkloster im Jahr 1654, dass sein Herz in der Augustinerkirche bestattet werden sollte. Dies sei aufgrund dessen Verehrung der Madonna von Loreto erfolgt, der ein Schrein in der Augustinerkirche gewidmet war.

Vor allem im 16. und 17. Jahrhundert stark verbreitet

Der Brauch der getrennten Eingeweidebestattung war zur Zeit von Ferdinand IV. schon lange verbreitet. Schon Richard Löwenherz (1157-1199) oder Barbarossa (1122-1190) hatten ihre Organe an anderen Orten begraben lassen. Laut dem Buch "Ewige Herzen - Kleine Kulturgeschichte der Herzbestattungen" waren diese vor allem im 16. und 17. Jahrhundert stärker verbreitet. Überlieferte Zahlen: 12. Jahrhundert: etwa 20 Herzbestattungen; 13. bis 16. Jahrhundert: über 200; 17. Jahrhundert: etwa 190; 18. Jahrhundert: etwa 120; 19. und 20. Jahrhundert: etwa 45.

Ein moderner Vertreter dieses Brauchs ist etwa der Erfinder der Olympischen Sommerspiele, Pierre de Coubertin. Er hatte verfügt, dass sein Herz in einer Gedenksäule in Olympia bestattet werde. Auch bei Otto Habsburgs Mutter Zita war noch eine Eingeweidebestattung vorgenommen worden. Ihr Herz liegt - ebenso wie das Karl I. - im Schweizer Kloster Muri.

Bei der Bestattung Wien kann man sich auf derStandard.at-Anfrage nicht erinnern, jemals von "Normalsterblichen" den Wunsch einer Eingeweidebestattung gehört zu haben. Eduard Schreiner, Obmann des Verbandes der Bestatter, erklärt, dass diese Art der Bestattung in Österreich grundsätzlich gar nicht erlaubt sei. Zuständig für Ausnahmeregelung sei das Gesundheitsministerium.

Bei Otto Habsburg kam - da er in Pöcking, Bayern verstorben war - ohnehin deutsches Recht zur Anwendung. Die Fortführung dieses Rituals erfolgt übrigens auf dessen persönlichen Wunsch. "Otto Habsburg hat sehr an Ungarn gehangen, er war von den Mönchen im Kloster Pannonhalma erzogen worden", erklärt Pressesprecherin Eva Demmerle, "deswegen soll sein Herz dort bestattet werden." (Fabian Schmid, derStandard.at, 15.7.2011)