Die Spitzmauer in Toten Gebirge.

Foto: Österreich Werbung/Diejun

Gesamtgehzeit 11½ Stunden, Höhen- unterschied 1800 Meter. Prielschutzhaus bis 9. Oktober, bei Schönwetter bis 26. Oktober durch- gehend bewirtschaftet. ÖK25V Blatt 4207-West (Hinterstoder), Maßstab 1:25.000

Grafik: DER STANDARD

Die Spitzmauer ist der schönste Gipfel des Toten Gebirges! An dieser Feststellung mochte bisher noch kein Autor eines alpinen Führers zweifeln, denn der wie ein weißer Kegel über das Stodertal aufragende Berg zieht alle Augen auf sich und findet mehr Beachtung als der benachbarte Große Priel, der alle in der ausgedehnten Gebirgsgruppe überragt.

Unnahbar und abweisend gibt sich die Spitzmauer vom Tale aus gesehen, aber sie hat auch eine sanfte Seite, über die sie relativ leicht zu besteigen ist. Leicht allerdings nur in Hinblick auf die Schwierigkeit des Weges, nicht aber in Hinblick auf Ausdauer und Kondition, sind doch immerhin bis zum höchsten Punkt nicht weniger als 1800 Höhenmeter zu überwinden. Als Tagestour ist dies ein beachtliches Quantum. Daher sei dringend angeraten, die Tour auf zwei Tage auszudehnen, mit einer Übernachtung im gut geführten Prielschutzhaus reduzieren sich die Anforderungen auf ein einigermaßen erträgliches Maß, das Anfängern allerdings nicht zuzumuten ist.

Zum ersten Mal wurde die Spitzmauer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch C. Stelzer und H. Langeneder sowie dem Bergfüher Mathias Holz - vulgo Haarschlager - erstiegen. In Chroniken scheint als Erster auf dem Gipfel der Lehrer Karl Stoitzner auf, der am 23. Juli 1858 den höchsten Punkt erreichte und feststellen musste, dass schon andere vor ihm da gewesen waren.

Im September 1871 erklommen Oskar und Arthur Simony - Söhne des berühmten Bergsteigers und ordentlichen Professors für Geografie Dr. Friedrich Simony - mit dem Stoderer Totengräber Eustach Priller den Kalkzinken und schwärmten später von der grandiosen Aussicht, die bis zu den Hohen Tauern, zum Grimming und zum Sengsengebirge reicht. Natürlich überblickt man einen erheblichen Teil des Toten Gebirges.

Der Normalweg auf die Spitzmauer wird heutzutage meist im Abstieg begangen, die meisten Bergsteiger wählen den Weg zum Gipfel über den ausgesetzten und schwierigen Stodertaler Steig durch die Nordwand des Berges. Diese Route ist den Könnern vorbehalten.

Der Normalweg weist keine besonderen Schwierigkeiten auf, aber er ist lang, sehr lang sogar.

Die Route: Vom Parkplatz Polsterlucke geht es auf der roten Markierung etwa eine Stunde nach Westen, dann folgt ein relativ steiler Anstieg in vielen Serpentinen zum Prielschutzhaus. Gehzeit 2½ Stunden. Auf der roten Markierung geht es über eine Steilstufe hinweg in die Klinserschlucht und in einen Sattel. Es folgt eine Umrundung des Weitgrubenkopfes, ehe man durch felsiges Gelände zum höchsten Punkt der Spitzmauer aufsteigt. Gehzeit ab Prielschutzhaus vier Stunden.

Der Rückweg erfolgt auf der Anstiegsroute, bis zum Prielschutzhaus braucht man etwa drei Stunden, weitere zwei Stunden zum Ausgangspunkt. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/16.07.2011)