New York / Sydney / Wien - An den internationalen Börsen dreht sich wieder das Übernahmekarussell. Und der aktivistische Investor und Milliardär Carl Icahn ist wieder einmal im Zentrum. Er hat 10,2 Milliarden Dollar (7,2 Mrd. Euro) angeboten, um den Bleichehersteller und Chemiekonzern Clorox zu übernehmen. Icahn will das Unternehmen zu einem Preis von 76,5 Dollar je Aktie kaufen. Am Freitag machte das Papier nach Handelsstart einen kräftigen Satz um über 8,8 Prozent auf 74,4 Dollar je Aktie.

Icahn ist mit 9,4 Prozent Anteil der größte Eigner des Chemiekonzerns. In einem Brief an das Top-Management von Clorox schreibt der Investor, dass er davon ausgeht, dass "einige höhere Gebote" von Konkurrenten eingehen werden. Konkret bringt Icahn die drei Unternehmen Kimberly Clark, Colgate Palmolive und Reckitt Benckiser ein. Das Management solle daher in den kommenden zwei Wochen auch alternative Angebote einholen.

Nicht wegschnappen lassen wird sich der weltgrößte Bergbaukonzern BHP Billiton den US-Förderer von Schiefergas Petrohawk Energy. 12,1 Mrd. Dollar will das Unternehmen für die Übernahme ausgeben, die dem australischen Konzern Zugriff auf drei große Schiefergasvorkommen im Süden der USA verschaffen würden. Erst zu Beginn der Woche hat der Stahlriese ArcelorMittal Interesse am weltgrößten Hersteller von Kohlestaub, dem australischen Bergbaukonzern Macarther gezeigt. Arcelor hat ein Angebot über fünf Milliarden Dollar - zusammen mit dem US-Unternehmen Peabody Energy - vorgelegt.

Weg mit der Marie

Laut dem Datenanbieter Mergermarket sind im ersten Halbjahr 2011 die Volumen von Übernahmen und Fusionen um 28 Prozent auf 1161 Mrd. Dollar gestiegen. Allein europäische Unternehmen sind laut Daten von Bloomberg mit knapp 700 Mrd. Dollar an Cash in das neue Jahr gestartet. Nach der Krise haben sie ihre Liquiditätsausstattung deutlich verteidigt. Fondsmanager und Analysten haben in den vergangenen Monaten immer stärker von Unternehmen gefordert, die hohen Cashbestände abzubauen und zu investieren oder an Anleger auszuschütten.

David Bianco, Stratege der Bank of America, betont, dass die Unternehmen im S&P 500 Index mehr als 1,1 Billion Dollar an Cash halten, knapp 15 Prozent ihres Marktwerts. "Unternehmen, die in diesem Umfeld der hohen Profitabilität ablehnen, eine anständige Dividende zu zahlen, sind realitätsfern." Sie sollten die Barmittel in Form von Dividenden an die Investoren weitergeben - gerade auch, weil es wegen der Niedrigzinspolitik hohe Nachfrage nach Wertpapieren mit hohen Gewinnanteilen gibt. (Lukas Sustala, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 16./17.7.2011)