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Billige Abfangjagd: F-5 Tiger im Bundesheer (2008).

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Teure Abfangjagd: Eurofighter bei der Airpower-Show.

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Wien - Vier Jahrzehnte lang haben die Saab-105 des österreichischen Bundesheeres Dienst getan - und wenn es nach offizieller Sprachregelung geht, sollen die alten schwedischen Zweisitzer noch bis zum Jahr 2020 als Trainingsflugzeuge verwendet werden. Im Hintergrund laufen aber ganz andere Beschaffungspläne: Das Bundesheer plant, Schweizer F-5 "Tiger", die schon einmal als Zwischenlösung zwischen Draken und Eurofighter im Einsatz waren, zu beschaffen.

2020 werden die alten Schweden-Bomber (sie wurden jahrelang offiziell als "Jagdbomber" bezeichnet, obwohl sie nie eine Bombe getragen haben) 50 Jahre auf dem Buckel haben. Wobei dieser Buckel nicht mehr das Original ist: Die charakteristische Plexiglas-Kuppel muss bereits jetzt von außer Dienst gestellten Flugzeugen "kannibalisiert" oder als Einzelanfertigung teuer nachgekauft werden. Wie weit das Gerät als Trainer taugt, ist ebenfalls umstritten: Die Anordnung von zwei Piloten nebeneinander ist in Militärflugzeugen ebenso unüblich wie die Ausrüstung des Cockpits mit analogen Geräten.

"Die Struktur der Saab-105 ist nach Expertenmeinungen durchaus in Ordnung, aber sie hat halt noch analoge Anzeigen. Unternehmen, die so etwas bauen, sperren der Reihe nach zu, weil heute alle Displays digital gebaut sind, Feinmechaniker, die so etwas machen, konzentrieren sich jetzt auf Oldtimer, das ist ein aussterbendes Geschäft", sagt der Luftfahrtjournalist Martin Rosenkranz von airpower.at.

"Beim Cockpit wird man etwas machen müssen", räumt auch Oberst Michael Bauer, Pressesprecher des Bundesheeres, im Standard-Gespräch ein. Ob eine Nachrüstung des Saab-Cockpits für das digitale Zeitalter - und zur Vorbereitung für Eurofighter-Piloten - sich überhaupt finanziell rechnet, ist im Bundesheer umstritten.

Jahrelang hat man darauf vertraut, dass Österreich zum Draken ein geeignetes Trainingsflugzeug dazubekommt.

Ideale Lösung viel zu teuer

Ideal geeignet dafür wäre die italienische "Aermacchi M-346", eine Neuentwicklung, die erst im heurigen Jahr die Typengenehmigung bekommen hat, weiß man in Fliegerkreisen: Dieses Flugzeug "hätte den Charme, dass es praktisch das gleiche Cockpit hat wie der Eurofighter", erfuhr der Standard von einem mit der Planung befassten Offizier: "Aber so wie es ausschaut, können wir uns das niemals leisten." Österreich habe daher die lange etablierten Kontakte mit dem italienischen Hersteller zurückgefahren.

Jetzt werde eine billigere Lösung gesucht. Weitgehend aus dem Rennen ist die Variante, das britische Trainingsflugzeug BAE-Hawk zu beschaffen. Auch dieses wäre zu teuer.

Billiger und vor allem vertrauter wäre die Beschaffung gebrauchter F-5 "Tiger" aus der Schweiz. Diese Flugzeuge waren bereits im vorigen Jahrzehnt als "Zwischenlösung" im Dienst des Bundesheeres - sie überbrückten die Phase, in der die veralteten Saab-J-35 "Draken" nicht mehr und die Eurofighter noch nicht im Dienst waren.

Der Charme Schweizer Tiger

Der Charme der F-5 lag damals darin, dass die Flugzeuge rasch verfügbar waren und einfach aus der Schweiz gemietet werden konnten. Im Nachbarland sind auch die wesentlichen Wartungsarbeiten durchgeführt worden, Österreichs Militärs würden aus Kostengründen eine Variante bevorzugen, in der die Nachbarn weiterhin für die Wartung und Instandhaltung des Geräts verantwortlich wären und das österreichische Luftraumüberwachungsgeschwader nur die Flugstunden abzurechnen hätte. Man würde also stundenweise mieten.

Alternativ dazu wird überlegt, die gebrauchten Tiger aus der Schweiz zu kaufen - dies würde aber etwa eine Viertelmilliarde Euro kosten und das Bundesheer vor ein neues Problem stellen: Österreich hätte dann zehn bis zwölf Flugzeuge, die nur noch eine Restlebensdauer von zehn bis 15 Jahren hätten. Österreichischen Gepflogenheiten entsprechend würde dies weiter ausgedehnt werden, eine weitere Übergangslösung als Dauereinrichtung.

Planungsoffiziere bezweifeln allerdings, ob überhaupt ein Kaufbetrag von 250 Millionen über das Budget darstellbar ist.

Politisch wäre dies schwer zu argumentieren, weil man mit der F-5 praktisch ein zweites, leichteres Abfangjägermodell beschaffen würde. Tatsächlich böte die F-5 ja die Möglichkeit, einen Teil jener Abfangaufgaben zu übernehmen, die derzeit mit dem Eurofighter geflogen werden. Nicht bei jedem Alarmstart müsste eine teure Eurofighter-Stunde geflogen werden - in Fällen wie der Beobachtung des von einem Linzer Künstler unabsichtlich gestarteten Heißluftballons oder beim Abfangen kleiner Zivilflugzeuge würde durchaus der Einsatz der F-5 reichen.

Offen ist, ob und welche Maschinen die Schweizer zur Verfügung stellen können - denn sie betreiben die F-5 auch nur noch für begrenzte Zeit. Der Schweizer Bundesrat (das ist dort die Bundesregierung) ist entschlossen, die Luftflotte zu modernisieren. Überlegt wird, einen Teil der F-5 Flotte - der dann nicht für Österreich zur Verfügung stünde - zu modernisieren. Die Alternative: ab 2015 neue Flieger zu kaufen, etwa die französische Rafale - oder Eurofighter. (Conrad Seidl, STANDARD-Printausgabe, 16./17.7.2011)