Noch ist Marats Kopf verhüllt, es tanzt der Adel.

Foto: DER STANDARD/Berger

Bregenz - Idyllische Schäferinnenszenen, blau auf weißem Tuch gedruckt, können nicht darüber hinwegtäuschen: Hinter dem Tuch steckt eine Leiche. 1000 Quadratmeter groß ist das Bregenzer Leichentuch, sein Dessin, dem Toile-de-Jouy, das einst in allen Schlössern und Palästen zu finden war, nachempfunden, wäre durchaus hoffähig. Auf der Bregenzer Seebühne symbolisiert es die Zeit vor der Französischen Revolution und den Spaß von Bühnenbilder David Fielding an neuen Herausforderungen.

Wenn zu Beginn der Oper André Chénier das Tuch wie von Zauberhand bewegt wird, ziehen hinter der Bühne 14 Menschen in exakt auf Wind und Wetter abgestimmter Choreografie an Seilen. Zum Vorschein kommt der Kopf des toten Jakobiners Jean Paul Marat. 14 Meter hoch, 16 Meter breit, 60 Tonnen schwer und für eine Leiche ziemlich beweglich, er lässt sich ganz nach hinten kippen.

Wenn am 20. Juli Umberto Giordanos Revolutionsdrama Premiere hat, arbeitet Technikdirektor Gerd Alfons mit seinem Team bereits am Bühnenbild für das Spiel auf dem See 2013. Dann zeigen die Bregenzer Festspiele Mozarts Zauberflöte. (jub/DER STANDARD, Printausgabe, 16./17. Juli 2011)