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Jelle Vanendert vertrat seinen ausgeschiedenen Kapitän Jurgen van den Broeck  auch auf dem schweren Weg auf das Plateau de Beille bestens.

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Nächster erfolgreicher Tag für den lästigen Thomas Voeckler, der seit der neunten Etappe das Gelbe Trikot nicht mehr hergeben will.

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Plateau de Beille - Der Belgier Jelle Vanendert hat die letzte Pyrenäenetappe der 98. Tour de France gewonnen. Auf dem äußerst selektiven 168,5 km langen 14. Teilstück mit Bergankunft auf dem 1780 m hohen Plateau de Beille siegte der 26-Jährige vom Team Omega Pharma-Lotto mit 21 Sekunden Vorsprung vor Olympiasieger Samuel Sánchez (Euskaltel). Beide waren schon am Donnerstag herausragende Protagonisten, da hatte Sánchez die erste Bergankunft in Luz-Ardiden vor Vanendert für sich entschieden.

Das Gelbe Trikot verteidigte Thomas Voeckler erfolgreich. Der Franzose kam mit den Favoriten um Frank und Andy Schleck sowie Alberto Contador rund eine halbe Minute später hinter dem Sieger ins Ziel. Die Spitzenfahrer lieferten sich ein Schattenboxen, keiner setzte zu einem entscheidenden Angriff an.
Vanendert, dessen Chef Jurgen van den Broeck nach einem Sturz das Rennen hatte aufgeben müssen, feierte mit 27 Jahren den bisher größten Erfolg seiner Karriere. "Ich bin sehr verwundert", meinte er im Ziel. Er habe sich vorgenommen, einfach sein Tempo zu gehen - und eigentlich damit gerechnet, früher oder später von den Favoriten aufgerollt zu werden. "Aber da kam keiner mehr. Ich hatte Glück."

Die Schlecks (Leopard-Trek) deuteten am Samstag mit mehreren Attacken ihre Stärke erneut nur an. Am Ende gelang es Andy, auf den letzten Metern gerade einmal zwei Sekunden Zeit auf die Konkurrenz herauszuholen. Contador (Saxo Bank) verlegte sich auf die Parade, selbst ging der 28-Jährige nicht in die Offensive. Erneut in guter Verfassung präsentierte sich der Australier Cadel Evans (BMC Racing), der  - als stärkster Zeitfahrer der Spitzenleute - weiter die beste Ausgangslage im Gesamtklassement hat. Auch der Italiener Ivan Basso (Liquigas) überzeugte mit offensiver Fahrweise.

10,5 km vor dem Ziel hatte Andy Schleck zum ersten Mal forciert, wenige setzte er nocheinmal nach. Contador konnte zwar kurzfristig distanziert werden, doch den Angriffen fehlte es an Entschlossenheit und so konnte der dreimalige Tour-Sieger sich ein ums andere Mal zurückkämpfen. Ebensowenig wie der famose Voeckler (Europcar), wie zuletzt unermüdlich unterstützt von seinem Adjudanten Pierre Rolland.

Mehr als 70 km vor dem Ziel hatte die Leopard-Equipe der Luxemburger Brüder das Kommando übernommen. Im Col d'Agnes schraubten zunächst unter anderem der Australier Stuart O'Grady und der Schweizer Fabian Cancellara das Tempo nach oben. Auch der Deutsche Jens Voigt leistete trotz eines Sturzes erneut wertvolle Tempo-Arbeit für seine Kapitäne. Zweimal war der 39-Jährige in der Abfahrt vom Port de Lers zu Boden gegangen, zweimal rappelte sich wieder auf und fand Anschluss.

Unter den Ausreißern befanden sich in den Franzosen Sandy Casar, Sylvain Chavanel und Anthony Charteau, dem Briten David Millar sowie dem Sieger der neunten Etappe, Luis-Leon Sanchez, weitere prominente Namen. Casar, Millar und der Franzose Julien El Farès lösten sich in der Abfahrt vom Col de la Core von ihren Begleitern. Casar wehrte sich - am Ende allein an der Spitze fahrend - bis zur 6-km-Marke gegen die Verfolger. Da zog dann Vanendert an ihm vorbei.

Die Tour-Annalen müssen nun wohl ein bisschen umgeschrieben werden. Bisher konnten sich nämlich sämtliche Etappensieger auf dem Plateau de Beille später auch auf den Champs Élysées von Paris als Gesamtsieger feiern lassen. Für Vanendert, der nun 12.06 Minuten hinter Voeckler liegt, wird dies wohl nicht gelten. Der Belgier, der nun auch das Punktetrikot des besten Bergfahrers trägt,  zeigte eine überragende Vorstellung und ließ im Schlussanstieg die taktierenden Favoriten stehen.

"Ivan Basso, mein Bruder und ich waren die einzigen, die etwas versucht haben", klagte Fränk Schleck über die Passivität der anderen Klassementfahrer. Basso, dank guter Form Außenseiter für einen Platz auf dem Podium, bemängelte dagegen die relativ späten Attacken der Schlecks: "Wenn Andy und Frank die anderen abschütteln wollen, müssen sie viel früher am Berg Druck aufbauen - sonst wird es schwierig."

Die 15. Etappe führt am Sonntag über 193 Kilometer von Limoux nach Montpellier und bietet noch einmal den Sprintern eine Chance, vermutlich die letzte vor Paris. (sid/rob)

Ergebnis 14. Etappe, Saint-Gaudens - Plateau de Beille (Bergankunft, 168,5 km): 1. Jelle Vanendert (BEL) Omega Pharma-Lotto 5:13:25 Stunden - 2. Samuel Sanchez (ESP) Euskaltel + 21 Sekunden - 3. Andy Schleck (LUX) Leopard-Trek 46 - 4. Cadel Evans (AUS) BMC 48 - 5. Rigoberto Uran (COL) Sky - 6. Alberto Contador (ESP) Saxo Bank - 7. Thomas Voeckler (FRA) Europcar - 8. Fränk Schleck (LUX) Leopard-Trek - 9. Jean Christophe Peraud (FRA) AG2R - 10. Pierre Roland - 11. Ivan Basso (ITA) Liquigas, alle gleiche Zeit. Weiter: 162. Bernhard Eisel (AUT) HTC-Higroad + 26:54 Minuten