Kabul - Die NATO-geführte internationale Afghanistan-Schutztruppe ISAF hat in einer ersten Provinz mit der Kommandoübergabe an die afghanischen Sicherheitskräfte begonnen. Wie geplant übernahmen afghanische Armee und Polizei in der zentralen Provinz Bamiyan am Sonntag die Verantwortung für die Sicherheit. "Heute beginnt der Übergang", sagte der Sprecher des Provinzgouverneurs, Abdul Rahman Ahmadi. Die Regierung und die Bevölkerung seien in der Lage, die Sicherheit zu gewährleisten. Die Provinz gilt als relativ sicher, denn die radikal-islamischen Taliban und andere Aufständische haben hier keinen Rückhalt. Bisher waren in der Region kleinere Militäreinheiten aus den USA, Neuseeland und Singapur stationiert.

Die Übergabe der Sicherheitsverantwortung soll erlauben, bis Ende 2014 alle 150.000 in Afghanistan eingesetzten ausländischen Soldaten abzuziehen. Ende dieses Jahres sollen bereits 33.000 US-Soldaten das Land verlassen. Die Zahl der zivilen Todesopfer in Afghanistan ist in den ersten Monaten dieses Jahres allerdings stark angestiegen. Im ersten Halbjahr 2011 seien 15 Prozent mehr Zivilisten getötet worden als im Vorjahreszeitraum, teilte die UNO-Mission in Afghanistan am Donnerstag in Kabul mit. Auch habe es mehr zivile Opfer bei NATO-Luftangriffen gegeben. Am Dienstag war der mit Drogen- und Waffenhandel sowie Korruption in Verbindung gebrachte Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai, Ahmed Wali Karzai, ermordet worden. Die Taliban-Aufständischen bekannten sich umgehend zu dem Anschlag. Zahlreiche Anschläge mit vielen Toten zeigten in den vergangenen Tagen erneut, wie angespannt die Sicherheitslage in dem Land weiter ist.

Bewaffnete haben in der nordafghanischen Provinz Baghlan im Einsatzgebiet der deutschen Bundeswehr eine Hochzeitsfeier angegriffen und mindestens drei Menschen erschossen. Zwölf weitere Gäste seien bei dem Überfall im Verwaltungsdistrikt Baghlan-e-Markazi verletzt worden, teilte am Sonntag ein Sprecher der Regionalverwaltung mit. Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar. In dem Bezirk war Anfang Juni ein deutscher Soldat bei einem Bombenanschlag der Taliban ums Leben gekommen. (APA)