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Foto: APA/Fohringer

"In Nachtcafés, wo schlechte Luft is', regier'n die Kapuzinergruftis" - so reimte einst der Schöpfer der österreichischen Bundeshymne, Rainhard Fendrich. Das Lied erschien nicht ganz zufällig im Jahr 1989, als Zita Maria delle Grazie von Bourbon-Parma (die weder auf das "von" noch auf irgendetwas anderes verzichtete und deshalb hier mit Sicherheit genau so genannt werden möchte) beerdigt wurde. Fendrich kam in dem Lied zu dem Schluss, dass es "Ein Alptraum mit dem Stammbaum" sei, und das war keinesfalls übertrieben, denn es gab damals in der Kapuzinergruft noch keine Klimaanlage. Eine Verzichtserklärung schloss Zita selbstverständlich stets kategorisch aus, sowohl zeit ihres Lebens als auch - und erst recht! - danach; und so musste sie 14 lange Jahre auf etwas Abkühlung warten.

Allerdings erscheint es etwas verwegen, im Zusammenhang mit dem alten Kaisergeschlecht von einer Abkühlung zu sprechen. Habsburgologen wissen natürlich, dass der Tod für einen Habsburger nicht ein Ende - welches auch immer - bedeutet, sondern dass es da mit dem Gottesgnadentum erst so richtig abgeht. Schlag nach bei Karl I., von Gottes Gnaden Vater von Otto, dem Kaisersohn! Der musste zwar auch lange warten, bis er 2004, volle 82 Jahre nach seinem Ableben, dank der geheilten Krampfadern einer polnischen, in Brasilien ansässigen Nonne selig gesprochen wurde. Und zwar von Papst Johannes Paul II., dessen eigener posthumer Seligsprechungs-Werdegang nur noch sechs Jahre in Anspruch nahm.

Genau dieser Umstand lässt wehrhafte Welschtiroler Schützen, fiebrige Vliesritter und buntgewandete Burschenschafter nun auch darauf hoffen, dass es bei Otto wesentlich schneller vonstatten gehen könnte. Und auch in Republikanerkreisen werden schon Wetten abgeschlossen, welche Krankheit nach Anrufung Ottos am ehesten geheilt werden könnte - und ob eine ordinäre Sehnenscheidenentzündung fürs Seligsein ausreicht, oder ob es dafür nicht doch der Heilung eines chronischen Phantomschmerzes, beispielsweise nach Verlust eines Weltreichs, bedarf. Wir sind gespannt. (Martin Putschögl, derStandard.at, 17.7.2011)