Kairo/Sanaa - Mehrere tausende Demonstranten sind am Sonntag im Jemen zu Anti-Regierungsprotesten auf die Straße gegangen. In der Hauptstadt Sanaa und in der südlichen Stadt Taiz skandierten sie laut Augenzeugen Slogans gegen Präsident Ali Abdullah Saleh, der am Sonntag genau 33 Jahre im Amt war. Auf der Hauptstraße der Stadt Taiz versammelten sich die Demonstranten mit schwarzen Fahnen als Zeichen der Trauer zum "Tag des Zorns", wie die Organisatoren mitteilten.

Seit Februar haben Millionen von Jemeniten in immer neuen Kundgebungen Salehs Rücktritt gefordert. Mehr als 350 Demonstranten wurden nach Angaben von Menschenrechtsanwälten getötet. Die Demonstrationen in Taiz, der zweitgrößten Stadt des Landes, führen anders als in Sanaa immer wieder zu Zusammenstößen mit Anhängern Salehs. Am Freitag waren in der Stadt 270 Kilometer südlich von Sanaa drei Soldaten und sieben Zivilisten getötet sowie mindestens 37 weitere Menschen verletzt worden.

Übergangsrat

Saleh war Anfang Juni bei einem Anschlag auf eine Moschee neben seiner Residenz schwer verletzt worden. Anschließend unterzog er sich in Saudi-Arabien mehreren Operationen. Es ist unklar, wann er zurückkehrt.

Am Samstag kündigte eine Oppositionsgruppe die Bildung eines Übergangsrates an. Bei einer Pressekonferenz in Sanaa teilte der Revolutionäre Jugendrat mit, dass dem 17-köpfigen Gremium der frühere Regierungschef Haider al-Attas und Ex-Verteidigungsminister Abdullah Eleiwah angehören würden. Vertreter anderer Oppositionsgruppen nahmen an der Pressekonferenz nicht teil. (APA)