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Vesta, aufgenommen aus 41.000 Kilometern Entfernung. Die kommenden Aufnahmen wird "Dawn" aus einer Distanz von nur 200 Kilometern schießen.

Foto: REUTERS/NASA/JPL-Caltech

Washington - Die US-Raumsonde "Dawn" erreichte nach einer gut 2,7 Milliarden Kilometer langen Reise ihr erstes großes Ziel: Samstag früh schwenkte sie in einen Orbit um das drittgrößte Objekt im Asteroidengürtel, den Protoplaneten Vesta, ein. Nach Angaben der US-Raumfahrtorganisation NASA bestätigte die Sonde ihre Umlaufbahn mit einem Signal an das Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, Kalifornien. Damit ist "Dawn" offiziell das erste menschengemachte Objekt, das um einen Körper des Asteroidengürtels zwischen Mars und Jupiter kreist.

Die Sonde hat ein von deutschen Forschern gebautes Kamerasystem an Bord und hatte bereits aus 41.000 Kilometern Entfernung ein Foto von Vesta aufgenommen. "Dawn" soll den kartoffelförmigen Protoplaneten ein Jahr lang umkreisen und sich ihm dabei bis auf 200 Kilometer nähern. Der fast 200 Millionen Kilometer von der Erde entfernte Gesteinsbrocken hat einen Durchmesser von etwa 530 Kilometern und ist eines der massereichsten Objekte des Asteroidengürtels.

Uraltes Gestein

Die Sonde soll neue Aufschlüsse über die Oberfläche und die chemische Zusammensetzung des uralten Protoplaneten liefern, der einen metallischen Kern und einen Gesteinsmantel besitzen dürfte. Sein Alter wird auf 4,5 bis 4,6 Milliarden Jahre geschätzt. Damit dürfte Vesta der einzige Protoplanet sein, der aus dieser Zeit übrig ist. Die anderen dürften durch Kollisionen zerstört worden sein.

"Vesta ist ein Urkörper des Sonnensystems, 4,5 bis 4,6 Milliarden Jahre alt. So altes Gestein kennen wir gar nicht auf der Erde. Aber wir müssen davon ausgehen, dass unsere Erde einmal ähnlich ausgesehen hat. Vesta ist in dieser Frühphase stehengeblieben. Das führt uns zurück zu den Anfängen", erklärte der wissenschaftliche Leiter des "Dawn"-Kamerateams, Andreas Nathues vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung.

Die Wissenschaft erhofft sich nun von den Bildern und Daten, die "Dawn" (Dämmerung) zur Erde schicken soll, wichtige Aufschlüsse über die Entstehung des Sonnensystems. Im Juli 2012 wird die Sonde Vesta verlassen, ihre nächste Station wird Ceres sein. Den Zwergplaneten, das größte Objekt im Asteroidengürtel, soll die Sonde im Februar 2015 erreichen. Ganz anders als Vesta dürfte Ceres zu einem Gutteil aus Eis bestehen. Warum die benachbarten Himmelskörper so unterschiedlich aufgebaut sind, ist eine der offenen Fragen, die von der NASA-Mission beantwortet werden soll. 

Auswirkungen auf die Erde

Ein anderes Vesta-Problem, das auch Auswirkungen auf die Erde hat, scheint hingegen schwieriger lösbar. Bei ihren Umkreisungen der Sonne kommen sich Vesta und Ceres immer wieder sehr nahe - was ihre Umlaufbahnen durcheinander bringt. Das passiert so chaotisch, dass ihre genauen Bewegungen "nur" für die nächsten 400.000 Jahre vorhersagbar sind, berichtete ein Astronomenteam unter der Leitung von Jacques Laskar im Fachblatt "Astronomy and Astrophysics".
Da sich Ceres und Vesta trotz der geringen Masse und entsprechend kleinen Gravitationskraft wenig aber doch auch auf die Bahnen der anderen Planeten auswirken, ist es dank ihrer chaotischen Interaktion unmöglich, die genaue Erdumlaufbahn in 60 Millionen Jahren zu berechnen. (tasch/red/APA)