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Nach Schätzung des Berliner Hotel- und Gaststättenverbandes gibt es in der deutschen Hauptstadt mittlerweile 15.000 bis 25.000 Ferienwohnungen.

Foto: AP/Breloer

Berlin ist bei Touristen beliebt. In den Sommermonaten ist die deutsche Hauptstadt ausgebucht: Vor allem Briten, Italiener und Spanier kommen wegen der bunten Clubszene, der vielen Strandbars und des Kulturangebots. Und viele schätzen auch die preisgünstigen Unterkünfte.

"Eine Zweizimmerwohnung einen Monat lang für rund 700 Euro zu mieten, das ist schon toll", erläutert eine 45 Jahre alte US-Amerikanerin, die mit ihrer Familie und zwei Kindern Urlaub in Berlin macht. Nach Schätzung des Berliner Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) gibt es in der deutschen Hauptstadt mittlerweile 15.000 bis 25.000 Ferienwohnungen - gemeldet sind laut Amt für Statistik nur 31 Betriebe mit 2.729 Betten.

"Regelrechte Industrie"

Besonders viele Ferienwohnungen gibt es den Schätzungen zufolge in Stadtteilen wie Kreuzberg und Prenzlauer Berg. Dehoga-Chef Thomas Lengfelder nennt als Beispiel die Wilhelmstraße in Mitte, nahe dem Brandenburger Tor. Von den rund 950 Wohnungen dort werde fast ein Drittel als Ferienapartement genutzt. "Da hat sich mit Reinigungs-, Bettenservice und Brötchenanlieferung schon eine regelrechte Industrie drumherum entwickelt."

Das Hotelgewerbe sieht das naturgemäß mit Sorge: "Konkurrenz belebt sicher das Geschäft. Aber es ist sehr ärgerlich, wenn die vielen Anbieter von Ferienwohnungen nicht gemeldet sind", kritisiert Lengfelder. Er sorgt sich um den Ruf Berlins als Reiseziel.

Brandschutz vernachlässigt

Manche Wohneinheiten haben nach seiner Beobachtung schon die Größe von Hotels, investierten aber nicht in Sicherheitsstandards wie den gesetzlich vorgeschriebenen Brandschutz. Oft seien die Apartements hoffnungslos überbelegt. In manchen Wohnungen sollen sogar ganze Schulklassen unterkommen. Fallweise hapert es bei der Hygiene, und auch andere Hausbewohner zeigen sich über Partys bis in die frühen Morgenstunden, Koffer und Müll in den Stiegenhäusern verärgert.

Auch die Tourismuswerbegesellschaft VisitBerlin ist besorgt. Sie sieht das Image der weltoffenen Stadt in Gefahr, wenn erst einmal die Reiseführer vor touristenfeindlichen Mietern warnen, die sich über Schmutz und Lärm beschweren.

"Da könnte sich die Stadt ein Bein stellen", befürchtet Geschäftsführer Burkhard Kieker. Die Politik müsse eingreifen - zum Beispiel mit einem Zweckentfremdungsverbot, das untersagt, Wohnungen in Ferienapartements umzuwandeln. 2002 hatte das Oberverwaltungsgericht eine solche Verordnung für ungültig erklärt. Doch angesichts steigender Mieten haben die Parteien das Thema für sich entdeckt. SPD, Linkspartei und Grüne wollen das Verbot nach der Wahl im September wieder einführen, die CDU will eine Genehmigungspflicht. (APA/red)