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Eine Protestkundgebung am Montag vor dem Gefängnis in Tiflis, in dem die Fotografen festgehalten werden.

Foto: APA/EPA/Shlamov

Tiflis/Moskau - Drei in Georgien wegen Spionage angeklagte Fotoreporter haben nach Angaben ihrer Anwälte nach langem Widerstand Geständnisse abgelegt. Demnach habe auch der als Haupttäter beschuldigte Fotograf von der European Pressphoto Agency (epa) mit Sitz in Frankfurt den Umgang mit geheimem Material eingeräumt. Das sagte die Anwältin Nino Andriaschwili am Montag der Nachrichtenagentur dpa in Moskau. Details dürfe sie nicht nennen. "Jeder in Georgien weiß aber, dass er und die anderen zwei Inhaftierten unschuldig sind", sagte Andriaschwili.

Das Innenministerium sicherte in einem Aufruf allen Georgiern, die sich als Spione stellten, Straffreiheit zu. Medien in Tiflis berichteten, dass die Angeklagten einen Deal mit den Ermittlern geschlossen hätten, um nicht ins Gefängnis zu müssen. Die Opposition in Tiflis wirft Präsident Michail Saakaschwili vor, die Spionage-Vorwürfe konstruiert zu haben - als Rache dafür, dass die Fotografen im Mai Bilder von blutig aufgelösten Protesten weltweit veröffentlicht hatten.

Proteste gegen Willkür

In Georgien, aber auch in der Ukraine kam es erneut zu Straßenprotesten gegen die Festnahmen. Mehr als 20 georgische Medien veröffentlichten anstelle von Fotos am Montag das Wort Protest. Auch das Außenministerium in Moskau hat die Spionage-Vorwürfe Georgiens als "antirussische Hysterie" zurückgewiesen. Die Inhaftierten seien die "jüngsten Opfer der Willkür der georgischen Behörden". Die Spannungen zwischen Georgien und Russland waren im Sommer 2008 in einer kurzen militärischen Auseinandersetzung um die abtrünnigen georgischen Regionen Abchasien und Südossetien eskaliert.

Einer von drei wegen Spionage festgenommenen georgischen Fotografen gab nach Angaben aus Tiflis zu, geheime Daten an einen mutmaßlichen russischen Agenten weitergegeben zu haben. Er habe Informationen über politische Spitzengespräche an den mutmaßlichen Kopf des Spionagerings, einen Fotografen der europäischen Bildagentur EPA, weitergeleitet, sagte der Verdächtige in einer am Montag von der georgischen Staatsanwaltschaft veröffentlichten Zeugenaussage per Video. Dieser habe ihn nicht nur beauftragt, Fotos weiterzugeben, sondern auch die Mitschriften von Gesprächen. Durch seine Tätigkeit als Fotograf für das georgische Außenministerium habe er Zugang zu den Computern gehabt.

Der Fotograf hatte zuvor mehrfach seine Unschuld beteuert. In der Videoaussage erklärte er nun, bereits zuvor mit Moskau kollaboriert zu haben, nachdem er von russischen Beamten erpresst worden sei. Er habe befürchtet, dass dies bekannt werde, wenn er den Forderungen des EPA-Fotografen nicht nachgekommen wäre. Seine Anwältin sagte, ihr Mandant habe seine Aussage aus Angst geändert. Das Geständnis sei unter psychologischem Druck im Gefängnis zustandegekommen, sagte Eka Beselia.

Ein weiterer Verdächtiger, bei dem es sich um den offiziellen Fotograf von Georgiens Präsident Michail Saakaschwili handelt, war ebenfalls in einem Video zu sehen, in dem er zugab, Fotos und Informationen an den EPA-Fotografen und mutmaßlichen russischen Spion weitergegeben zu haben.

Die Fotografen waren Anfang Juli festgenommen worden. Ein Gericht in Tiflis ordnete eine zweimonatige Untersuchungshaft an. Im Fall einer Verurteilung drohen ihnen bis zu zwölf Jahre Haft. Georgien hatte in den vergangenen Jahren mehrfach erklärt, russische Spionagenetzwerke zerschlagen zu haben. Das Innenministerium forderte am Montag alle möglichen Spione für Russland auf, sich zu melden und versprach im Gegenzug mildernde Umstände. (APA)