Bild nicht mehr verfügbar.

Mit der allerletzten Space Shuttle-Mission geht nun eine Ära in der US-Raumfahrt zu Ende. Mit der letzten "Atlantis"-Mission (STS-135 im Juli 2011) endet vorerst die einzige Möglichkeit der USA, Menschen mit eigenen Mitteln in den Weltraum zu bringen. Im Rahmen des 30-jährigen Shuttle-Programms bzw. des Space Transportation Systems (STS) gab es 135 Flüge - meist mit Erfolg. Zwei Mal endete eine Mission aber in einer Katastrophe.

STS bezeichnet mehrere Komponenten: Die Raumfähre selbst (das Space Shuttle), einen externen Treibstofftank und zwei Feststoffraketen. Insgesamt sind fünf raumflugfähige Raumfähren hergestellt worden, die nicht exakt baugleich sind. Im Laufe der Zeit wurden die 37,23 Meter langen und 17,27 Meter hohen Orbiter mit einer Flügelspannweite von 23,79 Metern nach- und aufgerüstet. Acht Personen haben in einer Raumfähre Platz. Die maximale Nutzlast beträgt 28,8 Tonnen bzw. 16,4 Tonnen beim Flug zur Internationalen Raumstation ISS.

Das Foto vom 8. Juli 2011 zeigt die "Atlantis" auf der Startrampe 39A im Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida. Wir blicken zurück ...

Foto: REUTERS/Scott Audette

Die Space Shuttles lösten das Apollo-Programm der 1960er Jahre ab. Mit den wiederverwendbaren Raumfahrzeugen sollten pro Start gegenüber den bis dahin gebräuchlichen Raketen Kosten gespart werden - eine Fehlannahme.

Die "Enterprise" war die erste flugfähige Raumfähre. Sie war aber nicht raumflugfähig und kam nur im Rahmen atmosphärischer Flugtests zum Einsatz. Nach der Fertigstellung im September 1975 wurde am Prototypen der Raumfähren deren Flugfähigkeit in der Atmosphäre erprobt. Insgesamt fanden fünf Freiflugtests statt - der erste am 12. August 1977. Wie auf dem Foto vom 12. August zu sehen ist, wurde die "Enterprise" mit einer modifizierten Boeing 747 in die Luft gebracht und dort ausgeklinkt. Anschließend glitt sie antriebslos zur Landebahn. Die Raumfähre ist derzeit im "National Air and Space Museum" in Washington, D.C. ausgestellt.

Foto: NASA

Bild nicht mehr verfügbar.

Der Start der "Columbia" am 12. April 1981 gilt als offizieller Beginn der Space Shuttle-Ära. Die Mission STS-1 dauerte etwas mehr als zwei Tage und sechs Stunden. An Bord der Raumfähre waren Commander John W. Young und Pilot Robert L. Crippen. Ziel der Mission war die Demonstration eines sicheren Starts und der sicheren Landung von Raumfähre und Crew - insgesamt eine erfolgreiche Mission.

Beim Start und durch eine Überdruckwelle gingen 16 Hitzeschutzkacheln des Space Shuttles verloren, 148 wurden beschädigt. Nach weiteren drei Flügen der "Columbia" zur Erprobung des Systems wurden die Raumfähren in den Folgejahren zu wissenschaftlichen Zwecken, vor allem aber auch zum kommerziellen Transport von Satelliten eingesetzt. Im Rahmen von STS-5 im November 1982 wurden die ersten zwei Satelliten (kommerzielle Kommunikationssatelliten) in einem Erdorbit ausgesetzt. Der erste geplante Weltraumausstieg im Rahmen des Shuttle-Programms scheiterte an einer Fehlfunktion des Weltraumanzuges.

Foto: REUTERS/NASA

Bild nicht mehr verfügbar.

Mit der Mission STS-6 hob die Raumfähre "Challenger" am 4. April 1983 zum ersten Mal ab. Donald H. Peterson und F. Story Musgrave gelang im Rahmen des "Challenger"-Jungfernfluges der erste Weltraumausstieg. Er dauerte etwa vier Stunden und 17 Minuten. Am 30. August 1984 verließ die "Discovery" erstmals irdischen Boden. Das Space Shuttle "Atlantis" startete erstmals am 3. Oktober 1985.

1986 kam es zur ersten Katastrophe: Wenige Sekunden nach dem Start der "Challenger" am 28. Jänner bei niedrigen Außentemperaturen versagte ein Dichtungsring der rechten Feststoffrakete. Heißes Verbrennungsgas trat aus dem Leck aus und zerstörte die Tankhülle. 73 Sekunden nach dem Start explodierte die Raumfähre. Sieben Menschen starben: Commander Francis R. Scobee, Pilot Michael J. Smith, Judith A. Resnik, Ellison S. Onizuka, Ronald E. McNair, Gregory B. Jarvis und Sharon Christa McAuliffe.

Foto: Bruce Weaver, File/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

In den Folgejahren wurden die Raumfähren überarbeitet und ihre Nutzung überdacht. Mit der Wiederaufnahme des Shuttle-Programms im September 1988 standen die Shuttles nicht mehr für kommerzielle Satellitenstarts zur Verfügung. Nun standen wissenschaftliche Aufgaben, staatliche Satellitenstarts sowie die Wartung von Satelliten im Mittelpunkt, später auch die Versorgung von Raumstationen.

Das Foto vom 13. Mai 1992 stammt von der allerersten "Endeavour"-Mission (STS-49). Aufgabe war es u.a., den Satelliten "INTELSAT VI (F-3)" einzufangen, der sich seit dem Start im März 1990 mit einer Titan-Rakete in einem unbrauchbaren Orbit befunden hatte. Da dies je zwei Astronauten im Rahmen zweier Weltraumausstiege nicht gelungen war, kam es zum historischen Ausstieg dreier Astronauten. Zu dritt gelang es, den Satelliten einzufangen und ihn mit einem neuen Motor zu versehen.

Foto: NASA/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

1995 war ein Jahr der Annäherung im Weltraum: Im Februar näherte sich die "Discovery" der russischen Raumstation "Mir" zu Testzwecken - Andockmanöver war keines vorgesehen. Im März transportierte die Sojus (TM-21) erstmals einen US-Astronauten. Norman Thagard blieb bis Juli an Bord der Raumstation "Mir". Die "Atlantis" hob am 27. Juni von der Erde ab und dockte als erstes Space Shuttle an die "Mir" an. Das Foto vom 4. Juli stammt von Bord der US-Raumfähre. Es entstand nach dem Abdockprozess und zeigt die russische Raumstation mit der Sojus-Kapsel.

Foto: NASA/REUTERS

Bild nicht mehr verfügbar.

Am 24. März 1996 kam Shannon W. Lucid an Bord der "Atlantis" zur Raumstation. Damit begann die zweijährige, ununterbrochene Präsenz von US-AstronautInnen an Bord der "Mir" ... Im Juni 1998 wurde die "Discovery" mit dem insgesamt neunten Abdocken eines Space Shuttles von der russischen Raumstation zum letzten Shuttle, das mit der "Mir" verbunden war. Das Foto vom 8. Juni 1998 zeigt die Kosmonauten Nikolai Budarin (rechts oben) und Talgat Musabayev beim Abschied von der Shuttle-Crew.

(In der Nacht auf den 23. März 2001 wurde die russische Raumstation "Mir" zum kontrollierten Wiedereintritt in die Atmosphäre gebracht. Die nicht verglühten Trümmerteile stürzten in den Pazifik. Diese Nacht war die bislang einzig durchwachte Nacht der Wissenschaftsredaktion - und es war bislang unser einziger Livebericht ...)

Foto: NASA TV/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

Mit dem Bau der Internationalen Raumstation ISS, an der auch die Europäische Raumfahrtorganisation ESA beteiligt ist, wurden die US-Raumfähren vermehrt als Transportmittel in ISS-Diensten eingesetzt. Im November 1998 brachte eine russische Proton-Rakete das erste Stück der neuen Raumstation in eine Erdumlaufbahn: Das russische Fracht- und Antriebmodul "Zarya". Nur kurze Zeit später, am 4. Dezember desselben Jahres, hob das Shuttle "Endeavour" ab, um der ISS ein weiteres Teil zu liefern. Im Rahmen der knapp 12-tägigen Mission STS-88 wurde das 12,8 Tonnen schwere Verbindungsmodul "Unity" mit "Zarya" verbunden. Das Modul verbindet den US-Teil mit dem russischen Teil der Station. Der Aufbau der Internationalen Raumstation hatte begonnen ...

Das Foto vom 6. Dezember 1998 zeigt im unteren Bildteil den Roboterarm des Space Shuttles, der sich von "Unity" (unten) und "Zarya" (oben, mit Sonnensegeln) weg bewegt.

Foto: AP/NASA TV

Bild nicht mehr verfügbar.

Mission STS-93 war die erste Mission in der Shuttle-Geschichte, die von einer Frau kommandiert wurde, von Eileen Collins. "Columbia" hob am 23. Juli 1999 vom Erdboden ab. Hauptaufgabe der relativ kurzen, nicht mal fünf Tage dauernden Mission war es, das Röntgenteleskop "Chandra" in einen Orbit um die Erde zu bringen. "Chandra" ist eines von vier Weltraumteleskopen im Rahmen des "Great Observatory Programms" der NASA.

Die anderen drei weltraumgestützten Teleskope sind das "Compton Gamma Ray Observatory" (von 1991 bis 2000 im Erdorbit, dann kontrolliert zum Absturz gebracht), das "Hubble"- Weltraumteleskop für sichtbares Licht, UV- und Infrarotstrahlung sowie das "Spitzer"-Weltraumteleskop, ein Infrarotteleskop, das 2003 mit einer Delta-Rakete in den Weltraum gebracht wurde. Die Teleskope sollten unser astronomisches Bild verändern.

Foto: EPA/AFP/NASA VIDEO

Bild nicht mehr verfügbar.

Mit der zweiten Katastrophe im Jahr 2003 erlitt das US-Raumfähren-Programm erneut einen schweren Rückschlag. Am 16. Jänner startete die "Columbia" mit sieben Crew-Mitgliedern, darunter dem ersten israelischen Astronauten. Mission STS-107 war zahlreichen wissenschaftlichen Experimenten gewidmet. Nach einer 16-tägigen Mission hätte das Shuttle am 1. Februar zur Erde zurückkehren sollen. Nach dem Wiedereintritt in die Atmosphäre gingen Shuttle und Crew nur wenige Minuten vor dem geplanten Aufsetzen auf der Landebahn verloren.

Commander Rick Husband, Pilot Willie McCool, Michael Anderson, Kalpana Chawla, David Brown, Laurel Clark und Ilan Ramon kamen bei dem tragischen Unfall ums Leben. Das Archivfoto vom 1. Februar 2003 zeigt Trümmerteile am Himmel über Tyler (Texas). Über vier Monate hinweg wurden quer durch Texas Trümmerteile der "Columbia" gesucht und gesammelt - mehr als 25.000 Personen waren NASA-Angaben zufolge an der Suche beteiligt. Rund 85.000 Teile wurden gefunden, etwa 38 Prozent des Orbiters. Die Untersuchung des Unglücks dauerte sieben Monate.

Foto: Dr. Scott Lieberman/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

Der sehr umfangreiche Abschlussbericht analysierte nicht nur die vordergründigen, physikalischen Umstände des Unfalls, sondern widmete sich auch historischen und organisatorischen Themen, politischen und budgetären Kompromissen sowie veränderten Prioritäten im Laufe des Shuttle-Programms.

Demnach waren vordergründig Schaumstoffteile schuld, die sich beim Start der Raumfähre vom Außentank gelöst und ein großes Loch in die Hitzeschutzverkleidung geschlagen hatten. Durch dieses Loch konnte beim Wiedereintritt in die Atmosphäre heißes Plasma in die Flügelstruktur des Shuttles gelangen, woraufhin diese versagte. Die Raumfähre brach auseinander. Als organisatorische Gründe wurden im Bericht u.a. Kompromisse, Zeitdruck und das Fehlen einer vereinbarten nationalen Vision für die Raumfahrt angeführt.

Die folgenden zweieinhalb Jahre sollten der Forschung und der Verbesserung der Sicherheit dienen. Das Foto zeigt die Wiederaufnahme des Shuttle-Programms im Jahr 2005: Am 26. Juli hob die "Discovery" vom Kennedy Space Center ab. Mit der Mission STS-114 wurde eingeführt, was in den Folgejahren zum Routinevorgang werden sollte: Die Überprüfung des Hitzeschildes mit dem Orbiter Boom Sensor System (OBSS) während der Reise zur ISS, aber auch die Fotosession von Bord der Raumstation. Dazu vollzog das Shuttle vor dem Andocken eine langsame Rolle. Dabei wurden hunderte hochauflösende Fotos gemacht, um in den darauf folgenden Tagen untersuchen zu können, ob die Hitzeverkleidung der Raumfähre beim Start beschädigt wurde.

Foto: Phil Sandlin/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

Das Weltraumteleskop "Hubble" war im April 1990 von der "Discovery" im Weltraum ausgesetzt worden. Im Rahmen von insgesamt fünf Folgemissionen wurden die Instrumente und Komponenten des Teleskops gewartet und zum Teil ausgetauscht. Die letzte Wartungsmission war STS-125 im Mai 2009. Fünf Weltraumausstiege waren von Bord der "Atlantis" zur Verlängerung der "Hubble"-Mission erforderlich. Der Videostill vom 18. Mai stammt vom fünften Außeneinsatz - er zeigt die Reflexion von Astronaut John Grunsfeld im Teleskop.

Zwei Faktoren hatten die Mission risikoreicher als andere gemacht, weswegen die "Endeavour" für den Notfall auf Startrampe 39A bereit stand: Einerseits befand sich das Teleskop in einem Orbit, der mehr Weltraummüll enthielt, welcher die "Atlantis" hätte treffen können. Andererseits fehlte der "sichere Hafen" in der Nähe, die Raumstation. Die Mission war ein Erfolg: Die Betriebszeit des Weltraumteleskops konnte um weitere fünf bis zehn Jahre verlängert werden.

Foto: NASA TV/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

Die "Discovery" - hier am 13. Juli im Kennedy Space Center zu sehen - war am 24. Februar 2011 zu ihrer 39. und letzten Mission in den Weltraum aufgebrochen. Die Raumfähre brachte erstmals einen menschenähnlichen Roboter ins Weltall. Experimente mit "Robonaut 2" (R2) sollen zeigen, wie Roboter in der Schwerelosigkeit zurechtkommen - und ob sie den AstronautInnen einmal bei einfacheren Arbeiten zur Hand gehen könnten. Die Raumfähre brachte zudem die externe Transport- und Trägerplattform ELC-4 (EXPRESS Logistics Carriers) und das Leonardo Permanent Multipurpose Module (PMM) zur Station. Das Modul, dessen Schilde verstärkt worden waren, wurde permanent an die Raumstation angekoppelt.

Foto: NASA/Ken Thornsley/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

Der 25. und letzte Einsatz der "Endeavour" erfolgte im Mai 2011. STS-134 brachte wichtige Ersatzteile, die Trägerplattform ELC-3 und den Teilchendetektor AMS zur Station. Das Alpha-Magnet-Spektrometer soll über die Entstehung des Universums und den Aufbau unserer Galaxie Aufschluss geben. Damit ist die Raumstation Ende Mai offiziell fertiggestellt. Das Forschungslabor gilt als größtes Technologieprojekt aller Zeiten.

Am 23. Mai gelangen dem ESA-Astronauten Paolo Nespoli historische Bilder: Von einer abgedockten Sojus-Kapsel aus entstehen hochauflösende Aufnahmen von der Raumstation und einem angedockten Space Shuttle (der "Endeavour").

Foto: NASA, Paolo Nespoli/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

Vor knapp zwei Wochen, am 8. Juli, startete die "Atlantis" zu ihrer 33. und letzten Mission - der allerletzten Mission eines US-Space Shuttles. Mission STS-135 lieferte der Raumstation rund vier Tonnen an Proviant, Ausrüstung und Ersatzteilen. Am 19. Juli dockte die Raumfähre von der ISS ab. Damit waren die US-Shuttles im Rahmen von 37 Missionen insgesamt fast 40 Wochen (276 Tage, elf Stunden und 23 Minuten) an der Internationalen Raumstation angedockt. Es ist das Ende einer Ära ...
(Daniela Yeoh)

Weiterlesen
NASA gab "letzte Ruhestätten" der Space Shuttles bekannt

Weitere Ansichtssachen

Links

Foto: NASA/AP/dapd