Wien - Die Wachstumsdynamik der österreichischen Wirtschaft lässt zur Jahresmitte 2011 nach. Im zweiten Quartal hat sich das reale BIP-Wachstum auf 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal verlangsamt. Im dritten Quartal ist mit einer weiteren Abschwächung des Wachstums auf 0,3 Prozent zu rechnen, berichtet die Nationalbank (OeNB) am Dienstag in einer Aussendung. Die schwächeren Exportaussichten, Vorlaufindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex und die Schuldenkrise in einigen Euro-Staaten sind für die OeNB Zeichen für eine "deutlich schwächere Dynamik im dritten Quartal."

Das zuletzt sehr starke Wachstum der österreichischen Wirtschaft wurde vor allem vom Export getragen. Jetzt zeigen die Ergebnisse des auf Fahrleistungsdaten der ASFINAG basierenden OeNB-Exportindikators für Mai und Juni aber, dass sich die Exportkonjunktur in diesen beiden Monaten spürbar abgekühlt habe. Die Ausfuhren von Gütern, die im ersten Quartal sehr kräftig stiegen, sind demnach im zweiten Quartal real nur mehr um 0,5 Prozent gegenüber dem ersten Quartal gestiegen.

Auch die Industrie sendet laut OeNB Signale für eine Abkühlung. Die schwache Einschätzung der Auftragseingänge im Juni verdeutliche, dass der Höhepunkt der Industriekonjunktur bereits überschritten worden wäre. Zusätzlich gehe mit dem Auslaufen des Lagerzyklus ein in der ersten Jahreshälfte noch wichtiger Konjunkturträger verloren. Die Bauwirtschaft hingegen zeige erste Anzeichen einer Erholung.

Der private Konsum wird laut Nationalbank-Prognose trotz Beschäftigungsrekord im Juni in den nächsten Monaten die Kohlen nicht aus dem Feuer holen. Schuld daran sei der nur geringfügige Anstieg der real verfügbaren Haushaltseinkommen. Die hohe Inflation und die Kürzung staatlicher Ausgaben würden den Spielraum für zusätzliche Ausgaben einengen. Für das Gesamtjahr 2011 erwartet die OeNB weiterhin eine Inflationsrate von knapp über drei Prozent. (APA)