Klagenfurt - Im Kärntner Sozialbereich wird allerorten radikal der Sparstift angesetzt. Bei der Förderung von Großevents dagegen zeigen sich die Kärntner Freiheitlichen (FPK) und die Stadt Klagenfurt auch weiterhin überaus großzügig.
Jüngste Beispiele: Der Kärntner Caritas hat FPK-Soziallandesrat Christian Ragger 92.000 Euro für die Aufrechterhaltung der Obdachlosen-Betreuung gestrichen. Für die "Starnacht am Wörthersee", die jetzt von Pörtschach nach Klagenfurt übersiedeln soll, will Finanz- und Kulturlandesrat Harald Dobernig, ebenfalls FPK, satte 300.000 Euro lockermachen.
Caritas-Projekt gestrichen
Bei der Caritas ist man "entsetzt", geht es doch nicht nur um Schlafplätze für Obdachlose, sondern auch um eine Tagesstätte und vor allem um die damit verbundene Meldeadresse für Menschen ohne Wohnsitz. "Wir wissen jetzt nicht, ob wir das Projekt überhaupt noch allein weiterfinanzieren können", sagt Caritas-Sprecherin Cornelia Leitner zum Standard. Die Caritas-Begleitung für Obdachlose sei auch die Startrampe, um wieder in ein geregeltes Leben zurückkehren zu können. Überdies habe die Caritas auch bei der Wohnungs- und Arbeitssuche geholfen.
Das Projekt Obdachlosen-Hilfe kostete 2010 insgesamt 378.524 Euro. Schon bisher deckte die Caritas den Großteil der Gesamtkosten. 59.400 Euro übernahm die Stadt Klagenfurt, und das Land Kärnten jene 92.000 Euro, die jetzt ersatzlos gestrichen werden.
Für seine radikalen Sparpläne im Sozialbereich erntet Soziallandesrat Ragger Kritik von allen Seiten. Gegen die jüngste Idee eines Gutscheins für das Pflegegeld, das direkt an Betroffene ausgezahlt werden soll, wenden sich Behinderten-Verbände und die Kärntner Arbeiterkammer. Die Verlagerung der Pflege in die Familien sei ein sozialpolitischer Rückschritt.
Großzügiger zeigt man sich am Wörthersee bei kulturverwandten Projekten: Die "Starnacht", bei der sich regelmäßig Politiker mit Prominenten, Stars und Sternchen ein Stelldichein geben, kann weiterhin auf üppige Subventionen zählen.
Wenig Tourismus-Effekt
Der neue Chef der Kärnten Werbung, Christian Kresse, war zunächst nicht mehr bereit, die "Starnacht" (die nach dem Absprung des ZDF nur mehr vom ORF übertragen wird) weiterhin mit 230.000 Euro unterstützen. Die Förderung sei nicht mehr vertretbar, weil sie keinen nennenswerten Nächtigungseffekt für die Tourismuswirtschaft gebracht habe, argumentiert Kresse. Auch Tourismusreferent und ÖVP-Chef Josef Martinz kann sich höchstens noch 50.000 Euro Förderung für die "Starnacht" vorstellen.
Nicht so Kärntens blauer Finanzlandesrat Dobernig und Bürgermeister Christian Scheider (FPK). Dobernig will jetzt vom Land 200.000 Euro Steuergeld zuschießen, aus der finanzmaroden Landeshauptstadt sollen weitere 100.000 Euro in den "Glamour-Event" (Klagenfurts Grünen-Stadträtin Andrea Wulz) fließen. Der Werbewert für die "Starnacht", die bis jetzt in der Werzer-Arena in Pörtschach angesiedelt war, dürfte sich im kleinen Rahmen halten. Dobernig verteidigt die Landessubvention. Die Wertschöpfung betrage zwei Millionen Euro. Der Klagenfurter Bürgermeister war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. (Elisabeth Steiner, STANDARD-Printausgabe, 20.7.2011)