In der Medizin können Leben davon abhängen, dass große und komplizierte Datenmengen von Ärzten rasch richtig verstanden werden. Das menschliche Gehirn ist allerdings nicht gebaut für lange Zahlenkolonnen, wirre Datenberge und unüberschaubare Informationen. An der Technischen Universität (TU) Wien wird deshalb an einer optimalen grafischen Darstellung gearbeitet, die Daten und Zusammenhänge so zeigt, dass sie für Ärzte intuitiv verständlich sind, so die Uni am Dienstag in einer Aussendung.

Silvia Miksch vom Institut für Softwaretechnik und interaktive Systeme und Margit Pohl vom Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung haben gemeinsam mit ihren Teams das Computerprogramm VisuExplore entwickelt - eine Software, die Daten wie Blutwerte, Herzfrequenz, Fieberkurve, Medikation, Operationstermine oder Kuraufenthalte automatisch optimal grafisch darstellen soll.

Fertige Diagnosen kann das Computerprogramm freilich nicht bieten. VisuExplore soll aber die Diagnosen des medizinischen Personals treffsicherer und zuverlässiger machen, denn: "Unser Gehirn ist nicht für die rasche Analyse von Zahlen gemacht, aber Menschen sind sehr gut darin, optische Darstellungen rasch zu durchschauen", sagen die Forscherinnen laut Aussendung der Universität.

Für den Klinikalltag

Die Erforschung der Frage, wie Menschen mit Daten umgehen, stehe allerdings noch am Anfang, betont Pohl. Weitere Verbesserungen und Erweiterungen des Programms sind daher noch geplant - die erste Version von VisuExplore ist nun einsetzbar und soll sich jetzt im Krankenhausalltag bewähren.

Um theoretisches Wissen und praktisches Verständnis darüber aufzubauen, wie die wichtigen Daten am besten präsentiert werden können, haben die Forscherinnen intensive Gespräche mit Ärzten geführt, medizinisches Personal beim Umgang mit Patienten beobachtet und praktische Tests mit Studenten durch- geführt.

Als besonders wichtig erwies sich dabei, Ereignisse und Befunde zeitlich darzustellen, sagt Silvia Miksch. "Wenn man am Computerbildschirm eindeutig sieht, dass ein bestimmtes Verhalten immer eine Verschlechterung von gewissen Gesundheitswerten mit sich bringt, dann versteht der Patient das viel eher, als wenn man ihm nur gutgemeinte Ratschläge gibt." (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 20.07.2011)