Wien - Die Grünen, das BZÖ und die Umweltorganisation Global 2000 haben eine EU-Richtlinie zur Endlagerung nuklearer Abfälle kritisiert, die am Dienstag unter Enthaltung Österreichs und Schwedens beschlossen wurde. Die Richtlinie erlaube den Export von Atommüll in Staaten außerhalb der EU, die dessen Sicherheit nicht ausreichend gewährleisten würden, sagte Christiane Brunner, Umweltsprecherin der Grünen, am Dienstag laut einer Aussendung.

"Mit dem Export wird nicht die sicherste, sondern die billigste Lösung für das Atommüllproblem gewählt", so Brunner. Wie die Sicherheit der Lagerung von Nuklearabfällen in Drittstaaten gewährleistet werden solle, sei unklar. Nach Wunsch der Grünen sollen nukleare Abfälle in den Ländern entsorgt werden, die sie erzeugen. Global 2000 sieht hinter der Richtlinie den Versuch, den Export von Atommüll nach Russland zu ermöglichen. In "Atomfabriken" wie der im russischen Ort Mayak werde importierter Atommüll "fahrlässig wiederaufbereitet und der verbleibende Abfall unter unzureichenden Bedingungen gelagert", sagte Patricia Lorenz, Atomexpertin der NGO, laut einer Aussendung.

Der Kritik an den neuen EU-Bestimmungen zu Sicherheitsnormen und Endlagerung von Atommüll schloss sich das BZÖ an. Die EU müsse europaweite Sicherheitsnormen und Haftungen für AKW festschreiben, so der BZÖ-Energiesprecher Rainer Widmann laut einer Aussendung. Die teuere Subventionierung von Atom-Endlagern durch die EU-Staaten müsse ein Ende haben. "Wer die Atomenergie von hinten beim Endlager aufzäumt, anstatt ihr von vorne Kosten und Sicherheit zu verordnen, wird diese gefährliche Energie nie bezwingen", so Widmann.

Die neuen EU-Bestimmungen schaffen verbindliche Normen zur Entsorgung von Nuklearabfällen und für die Einrichtung von atomaren Endlagern. Ausfuhren in Länder außerhalb der EU sollen nur unter sehr strengen und obligatorischen Auflagen gestattet sein: Zum Zeitpunkt des Abfalltransports muss das Drittland über ein in Betrieb befindliches Endlager verfügen. Ein Endlager für hoch radioaktive Abfälle muss nach internationaler Definition ein Endlager in tiefen geologischen Formationen sein. Derzeit existieren nirgendwo in der Welt derartige Endlager, und es befindet sich auch keines außerhalb der EU im Bau. Zur Zeit werden mindestens 40 Jahre für Entwicklung und Bau eines Tiefenlagers veranschlagt. (APA)