Foto: ORF/BBC/Andrew Tait

Filmemacher Andrew Tait hat die Familie Stoltzfus in Pennsylvania dabei begleitet, wie sie sich dazu entschließt, die Kirche der Amischen zu verlassen. Ein großer Schritt, denn bei den Amischen bestimmt die Religion bis zur Breite der Hosenträger alles. Die Stoltzfus haben vier Kinder und waren in der Landwirtschaft tätig. Jetzt müssen sie sich um Wohnung, Arztkosten und Einkommen selbst kümmern. Die Pferdekutsche wurde gleich gegen einen Van getauscht.

"Flucht aus dem Paradies - die Amischen in Amerika" ist der zweite Teil einer kreuz & quer-Doku, die sich dem Moment des Religionswechsels und den damit einhergehenden Bruchstellen im Leben widmet. Ein gutes Thema, das im Kontext populärer Amisch-Dokus erfreulicherweise sehr präzis wird.

Dass im Zuge einer Exkommunikation Befindlichkeiten wie Zukunftsängste oder Isolationsgefühle eine Rolle spielen, ist zu erwarten. Und deshalb hat Tait auch einen semidokumentarischen Stil gewählt, in dem es nicht um Fakten geht, sondern um das Mitfiebern mit der Familie.

Gerade das fiel aber ganz schön schwer, denn die amischen Protagonisten waren emotional so geharnischt, dass es neben dem steten Beteuern ihres Gottvertrauens zu keinerlei größerer sorgen- oder freudvoller Regung kam. Aber das war natürlich auch schon wieder eine Aussage. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD; Printausgabe, 21.7.2011)