Wien - "Österreich hätte sich mehr Zeit nehmen müssen, um in Ruhe die litauischen Vorwürfe zu prüfen, bevor man Golowatow ausreisen lässt." Der österreichische Völkerrechts-und Menschenrechtsexperte Manfred Nowak lässt es in der Causa der kurzzeitigen Festnahme und darauffolgenden Freilassung des von Litauen als Kriegsverbrecher gesuchten russischen Ex-KGB-Offiziers Mikhlail Golowatow an klaren Worten nicht fehlen. Im "Kurier" (Donnerstagausgabe) meinte Nowak zum Vorgen der heimischen Behörden: "Es gibt eine gewisse Praxis - nicht nur in Österreich -, sich nicht mit dem mächtigen Russland anzulegen."

In einem ähnlichen Fall habe die österreichische Justiz ganz anders entschieden, erinnerte Nowak im "Kurier": "Anfang März hat sie auf Basis eines serbischen Haftbefehls den bosnischen General Jovan Divjak verhaftet. Der Haftbefehl ist offensichtlich politisch motiviert, weil ziemlich klar ist, dass an den serbischen Vorwürfe gegen Divjak nichts dran ist. Trotzdem prüft die heimische Justiz seit Monaten. Auch im Fall Golowatow hätte sich die Justiz nicht nur 16 Stunden, sondern mehrere Wochen nehmen sollen, um zu prüfen. Litauen ist immerhin EU-Mitglied." (APA)