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Vor 80 Jahren entdeckte der Bakteriologe Alexander Fleming  Penizillin - und damit das erste Antibiotikum.

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Regensburg - „Alles, bloß keine Antibiotika." Diesen Satz bekommen Ärzte oft zu hören, wenn sie Patienten Arzneimittel gegen bakterielle Infektionen verschreiben. Bei vielen Menschen herrschen weitgehend unbegründete Vorurteile gegen diese Medikamente, meldet der deutsche Online-Reportagedienst obx-medizindirekt.

Antibakteriellen Wirkstoffe sind keine Erfindung des Menschen, sondern werden von Pflanzen, Pilzen und Bakterien selbst hergestellt. Durch Zufall entdeckt der Mediziner Alexander Fleming 1928 in einem Laborversuch bakterienabtötende Wirkung eines Stoffwechselproduktes des Schimmelpilzes Penicillinum notatum und legte damit den Grundstein zur Bekämpfung vieler gefährlicher Krankheiten.

Penicillin gibt es auch heute noch - und viele abgewandelte Formen, die im Kampf gegen die mutierenden Infektionserreger entwickelt wurden. Mittlerweile stehen auch eine Reihe anderer Antibiotika zur Verfügung. Nach ihrem chemischen Aufbau sind sie in verschiedene Klassen unterteilt. Jedes Antibiotikum besitzt sein eigenes Wirkungsspektrum, daher ist der gezielte Einsatz Voraussetzung für den Therapieerfolg.

Irrtümer rund um Antibiotika:

1. Antibiotika sind besonders gefährlich.

Antibiotika sind nicht mehr oder weniger gefährlich als viele andere Medikamente. Im Allgemeinen sind sie gut verträglich und nebenwirkungsarm. Primär machen sie eine schnelle und wirkungsvolle Behandlung bakterieller Infektionen möglich. 

2. Antibiotika zerstören die Darmflora.

Die Darmflora wird unter Antibiotikaherapie tatsächlich beeinflusst, indem sie verschieden Darmkeime vorübergehend verdrängt. Damit kann eine Veränderung der Stuhlkonsistenz einher gehen. Bei abgeschlossener Behandlung baut der Organismus die ursprüngliche Darmflora jedoch in aller Regel wieder auf.

3. Antibiotika sollte man absetzen, sobald es wieder besser geht.

Antibiotika sollten nur in Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden. Die Symptomfreiheit ist kein Hinweis darauf, dass die bakterielle Infektion völlig abgeklungen ist, daher kann ein frühzeitiges Absetzen der Therapie zu einem Rückfall führen. Außerdem kann es die Entwicklung von Resistenzen fördern.

4. Antibiotika schädigen das Immunsystem.

Das ist falsch. Im Gegenteil, Antibiotika, die das Wachstum bakterieller Erreger eindämmen, helfen dem Immunsystem, die Infektion zu bekämpfen. Insbesondere bei älteren Personen oder vorausgegangenen Infektionen dienen Antibiotika als Unterstützung für das geschwächte menschliches Immunsystem.

5. Antibiotika kann man aufheben und bei Bedarf wieder verwenden. 

Ein gefährlicher Irrtum. Antibiotika sind zur Selbstmedikation nicht bestimmt. Nur ein Arzt kann beurteilen, ob ein Antibiotikum benötigt wird und welches Präparat für den jeweiligen Krankheitserreger geeignet ist. Angebrochene Packungen werden von Apotheken entsorgt.

6. Antibiotika werden zu früh verordnet. 

Experten sehen den Gesamtverbrauch an Antibiotika weltweit kritisch. Im internationalen Vergleich weist Österreich einen niedrigen Verbrauch auf, die Resistenzlage ist daher hierzulande relativ günstig. Bestimmte Substanzen, wie Fluorchinolone und Oral-Cephalosporine der dritten Generation, werden jedoch zu häufig eingesetzt. Experten fordern den kritischen Einsatz dieser potenten Medikamente. (red)