Klagenfurt - Mit einer Überraschung hat am Donnerstag am Landesgericht Klagenfurt der Prozess gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der RBB Wolfsberg, Hans-Dieter Prentner, begonnen. Elf Jahre nach dem Skandal bekannte sich der Angeklagte vor Richter Manfred Herrnhofer schuldig, nicht einmal sein Verteidiger hatte davon gewusst. Prentner hatte 1999 und 2000 über Kundenkonten Derivatgeschäfte abgewickelt, die Bank verlor dadurch mehr als 15 Mio. Euro.

Bis zum Prozess hatte sich Prentner stets für nicht schuldig erklärt. Er habe bei den bewussten Depotkonten lediglich die Rolle eines "Kundenbetreuers" gehabt, so seine ständige Verantwortung. Die Verluste seien einerseits durch das Fehlverhalten eines Mitarbeiters entstanden, andererseits dadurch, dass die Bank die von ihm gewählte Anlagestrategie zu früh beendet hätte, wodurch die Verluste real geworden seien.

Vor dem Schöffensenat versuchte der Ex-Banker zwar, seine Verantwortung kleinzureden, er gab aber zu, dass er selbst die Spekulationen durchgeführt hatte, die übrigens bei der US-Partnerbank mit Anleihen der RBB besichert wurden. Die Kontoinhaber wussten von den Machenschaften der Bank übrigens nichts. Der Richter fragte den Angeklagten denn auch: "Sie spekulieren in Ihrem Namen auf Kundenkonten, ohne jegliche Sicherheiten für die Geschäfte, sind Sie wahnsinnig?" Prentners Antwort: "Im Nachhinein gesehen, ja."

Tiefe Einblicke

Die Einvernahme durch den Richter ließ tiefe Einblicke in die Art und Weise zu, wie in der Provinzbank damals agiert wurde. Für die Derivatgeschäfte - es hatten auch noch andere Bankmitarbeiter auf eigene Rechnung spekuliert - wurden Berechnungen über Kursentwicklungen, Spannen und Aussichten handschriftlich auf einem Zettel angestellt, eine Risikokontrolle fand überhaupt nicht statt. Prentner rechtfertigte sich damit, dass er erst 1998 Vorstandsvorsitzender geworden sei, worauf ihm Herrnhofer vorhielt, er sei vorher bereits im Vorstand gewesen und daher selbstverständlich mit verantwortlich.

Ab November 1999 drehten die Veranlagungen ins Minus, bis zum Jänner schwollen die Verluste auf fast vier Mio. Euro an, worauf Prentner den Aufsichtsrat informierte. Dieser habe dann entschieden, dass die Veranlagungsstrategie geändert werde, wodurch die Verluste letztlich noch größer geworden seien, betonte der Angeklagte. Laut Prentner habe er auf fallende Kurse des US-Technologieindex NASDAQ gesetzt, die neue Strategie sei gewesen, auch auf ein weiteres Steigen der Technologiewerte zu spekulieren. Im Juni 2000, als die Bank die Geschäfte beendete, hatten sich die Verluste auf mehr als 15 Mio. Euro akkumuliert.

Drei Jahre Haft

Prentner trat zurück, unterschrieb eine Schadensgutmachungs-Vereinbarung, die er aber langfristig nicht einhalten konnte. "Haben Sie im Ernst geglaubt, diese enorme Summe zurückzahlen zu können?", wollte der Richter wissen. Prentner erklärte, es habe eine Nebenvereinbarung gegeben, wonach er knapp drei Mio. Euro zahlen müsse und die Sache sei erledigt. Aber auch diese Summer erwies sich als zu hoch, seine Vorstellung, als erfolgreicher Banker weiterhin am Markt tätig sein zu können, habe sich als falsch herausgestellt.

Das Verfahren gegen Prentner wurde danach wieder aufgenommen, Staatsanwalt Christian Gutschi klagte ihn wegen Untreue an. Die RBB Wolfsberg gibt es nicht mehr, sie wurde von der Grazer Wechselseitigen Versicherung übernommen und heißt heute Capital Bank.

Am Donnerstag-Nachmittag wurde Prentner wegen Untreue zu drei Jahren Haftstrafe verurteilt worden, zwei Jahre davon wurden ihm bedingt nachgesehen. Prentner nahm das Urteil an, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab, das Urteil ist nicht rechtskräftig. (APA).