"Weltraumfluglotsen weinen nicht", hatte Nasa Flight Director Tony Ceccacci seinen Mitarbeitern eingeschärft. Brav brachen sie daher in Jubel aus, als am Donnerstag das Spaceshuttle Atlantis am Kennedy Space Center in Florida landete. Die 30-jährige Ära des Spaceshuttle-Programms ist damit beendet.
Begonnen hatte es als späte Rache: 1961 hatte der russische Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch die Erde umrundet und die USA damit gedemütigt. Auf den Tag genau 20 Jahre nach Gargarins Triumph, am 12. April 1981, startete das erste Spaceshuttle in den Weltraum.
Es sollte die eierlegende Wollmilchsau der Raumfahrt werden: Schwere Lasten sollte es transportieren können, genauso wie bis zu acht Astronauten; wiederverwendbar sollte es sein, und damit deutlich billiger als die alten Wegwerfraketen. Ob die Mission geglückt ist, ist höchst umstritten.
Das Spaceshuttle ermöglichte den Bau und die Versorgung der Internationalen Raumstation ISS, es brachte das Hubble-Weltraumteleskop ins All, 180 Satelliten und 355 Menschen. Billiger hat es die Raumfahrt aber nicht gemacht. Wöchentliche Starts für rund fünf Millionen Dollar pro Take-off versprachen seine Planer. Geworden sind es 135 Missionen - für 500 Millionen pro Flug. 140 Milliarden Dollar hat das Projekt insgesamt verschlungen.
Der Spagat zwischen Lasten- und Astronautentransport hat es teuer gemacht. Vor allem die Sicherheitsvorkehrungen kosteten mehr als geplant - trotzdem konnte die Nasa zwei Katastrophen nicht verhindern. 1986 explodierte die Challenger kurz nach dem Start, 2003 verglühte die Columbia bei ihrem Wiedereintritt in die Atmosphäre, 14 Menschen starben. Nach dem zweiten Unglück verkündete US-Präsident George W. Bush das Ende des Programms. Wer künftig auf die ISS will, muss eine russische Sojuskapsel nehmen. Bald sollen private Firmen neben der Versorgung auch Passagierflüge übernehmen.
Die drei Spaceshuttles werden nun ausgestellt. 20 Einrichtungen hatten sich um sie beworben. Auch das Nasa Space Center in Houston, Texas, von wo alle bemannten Raumflüge koordiniert wurden, versuchte sein Glück - erfolglos. Der Zuschlag ging an Museen in Washington, Los Angeles und das Kennedy Space Center in Florida. "Houston, wir haben ein Problem", titelte daraufhin die Lokalzeitung, und alle Sprüche halfen nichts mehr: Zahlreiche Space-Center-Angestellten brachen in Tränen aus. (Tobias Müller/DER STANDARD, Printausgabe, 22.07.2011)