Es klingt schön, wenn Karin Gsöllpointner von der Intelligenz des Gewebes spricht und davon, dass sie als Shiatsu-Praktikerin hilft, Selbstheilungskräfte zu aktivieren, zum Beispiel bei einer Frau, die mit durch Narben verursachten Schmerzen zu ihr kam. "Bei Operationen wird Gewebe zerschnitten, das beeinträchtigt die Meridiane und den Energiefluss", sagt sie und hat oft gesehen, wie gut sich verhärtete Stellen in wenigen Stunden lösen lassen. Auch bei Menstruationsbeschwerden oder Rückenproblemen sei Shiatsu sehr hilfreich.

Ganz generell seien Schmerzen, für die es keine organischen Ursachen gibt, einen Versuch mit Shiatsu wert, sagt Eduard Tripp, der sich etwa an eine Klientin mit Morbus Crohn erinnert, der die Shiatsu-Stunden guttun. Bei Menschen, die Missbrauch erlebt haben, könne Shiatsu neben Psychotherapie eine Option sein, wieder Vertrauen in den Körper zu gewinnen, "ein sehr langsamer, behutsamer Prozess", fügt der Psychotherapeut hinzu.

Optimal sei es, ist man sich einig, Shiatsu als Prävention zu sehen: Entspannung als Burn-out-Prophylaxe oder zu den Jahreszeitenwechseln, da diese Zeit "für das Immunsystem immer wieder eine Herausforderung ist", sagt Roberto Preinreich. Shiatsu repariert nicht, sondern beugt etwaigen Anfechtungen vor und fördert körpereigene Ressourcen.

Karin Gsöllpointners ältester Klient ist übrigens 80 Jahre alt und leistet sich einmal in der Woche eine Stunde. "Es tut ihm gut, erzählt er, weil es seine Gelenke beweglich hält und Verspannungen sich nicht festsetzen lässt", berichtet sie, "er macht es einfach, um fit zu bleiben." (Karin Pollack, DER STANDARD Printausgabe, 25.07.2011)