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Hans Gasser, Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ)

Foto: APA/Hochmuth

Verleger, die die Politik unter Druck setzen, um an Inseraten-Geld zu kommen, sollen in Österreich an der Tagesordnung sein, wie der "Falter" jüngst berichtete. Hans Gasser, Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ), hat von solchen Vorgängen schon gehört - allerdings handle es sich um "einige wenige schwarze Schafe", wie er sagte. Auch sei das Prinzip "keine Einbahnstraße", denn von politischer Seite werden ebenfalls "konkrete journalistische Leistungen im Gegenzug für Inserate eingefordert", erklärte Gasser.

Beides vertrage sich freilich nicht mit journalistischen Prinzipien: "Solche Methoden beschädigen die Reputation einer ganzen Branche und bringen das politische und mediale System von demokratischen Gesellschaften in Misskredit", warnt der Verlegerpräsident. Medien müssten in einer funktionierenden Demokratie die Rolle einer kritischen Kontrollinstanz einnehmen, und die "darf durch persönliche Beziehungen und wirtschaftliche Abhängigkeiten zwischen Politik und Medien nicht infrage gestellt werden", so Gasser.

Decken sich die Vorwürfe, die im "Falter" von politischer Seite erhoben werden, mit Ihren Beobachtungen?

Gasser: Ich habe von solchen Vorgängen schon gehört, aber dieses System ist leider keine Einbahnstraße, es werden auch von politischer Seite konkrete journalistische Leistungen im Gegenzug für Inserate eingefordert - und das verträgt sich definitiv nicht mit journalistischen Prinzipien.

Welche Medien bedienen sich der angeprangerten Methoden - Inserate gegen wohlwollende Berichterstattung - Ihrer Meinung nach?

Gasser: Es handelt sich um einige wenige schwarze Schafe, denn der überwiegenden Mehrheit unserer Zeitungen und Magazine sind solche Akquisitionsmethoden fremd. Aber es besteht die Gefahr, dass das schlechte Beispiel auf beiden Seiten Schule macht, denn es geht oft um sehr viel Geld.

Welchen Schaden können krass unlautere Methoden im Lesermarkt anrichten, wenn diese bekannt werden? Ist die Glaubwürdigkeit der Medien nicht grundsätzlich gefährdet, wenn ordentliche Recherche und objektive Gewichtung durch Erpressung oder gezieltes Niederschreiben ersetzt werden?

Gasser: Unser wichtigstes Gut ist das Vertrauen unserer Leser in unsere Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit. Und solche Methoden beschädigen die Reputation einer ganzen Branche und bringen das politische und mediale System von demokratischen Gesellschaften in Misskredit. Qualitätsmaßstäbe, wie im Ehrenkodex der österreichischen Presse definiert, aber auch das Beherrschen und Befolgen eines qualitativen journalistischen Handwerks sind ein Gebot der Stunde.

Wie wirkt sich solches unlauteres Verhalten einzelner Medien auf die Demokratie generell aus?

Gasser: Die meisten Zeitungen verstehen sich als vierte Gewalt im Staate und sehen die Herstellung einer kritischen Öffentlichkeit als eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Diese demokratiepolitische Kontrollinstanz darf durch persönliche Beziehungen und wirtschaftliche Abhängigkeiten zwischen Politik und Medien nicht infrage gestellt werden. Eine saubere Gewaltentrennung ist Voraussetzung für eine funktionierende Demokratie. Deshalb ist die Gesetzesinitiative der Bundesregierung für mehr Transparenz bei Werbung und Medienkooperationen der öffentlichen Hand sehr zu begrüßen und ist ein wichtiger Beitrag für ein korrektes Verhältnis zwischen Politik und Medien in Österreich. (APA)