Tex Perkins 2007 in der Szene Wien: "Was ist das für ein Mist?"

Foto: STANDARD / Fischer

Es ist schon wieder ein paar Jahre her, seit dem die australische Band Beasts Of Bourbon ein Lebenszeichen von sich gegeben hat. 2007 war es, da erschien das Album "Little Animals". Die anschließende Tour führte die Beasts wieder nach Österreich, nach Wien, zwei Tage später nach Ebensee.

Dort habe ich damals ein Interview mit ihnen gemacht, ein Blind Date, also eine jener Sitzungen, bei der man Musikern Musik vorspielt, und sie sollen raten und kommentieren. Das Interview fand Backstage am Nachmittag nach oder vor dem Soundcheck statt. Die ganze Band saß dabei, weshalb es auch Wortspenden von Spencer B. Jones und Brian Hooper gibt.

Seit damals hat sich kein Anlass je wirklich aufgedrängt, um das Blind Date mal abzudrucken, liegt also schon länger in der Lade. Der Umstand, dass Tex Perkins und die Band Dark Horses nun ein neues Album veröffentlicht haben, reicht, um es zumindest zu bloggen.

Sie Lesen das Transkript einer heiter beschwingten Band, die essend und Bier trinkend nach einer Fahrt von München in Ebensee eingetroffen ist. Der Tourbegleiter hatte eine ungesunde Gesichtsfarbe. Warum? Das steht da auch.

 

Erster Song: Muddy Waters - "Hard For You".
Perkins: Nun, mein erster Kontakt mit dem Blues war der mit Rock’n’Roll. All die englischen Bands aus den Sixties, die Blues zum Rock’n’Roll und Pop gemacht haben. Aber ich war nie ein Blues-Sammler oder so was ...

Von Muddy Waters heißt es ja, er sei während eines finalen Geschlechtverkehrs gestorben...
Perkins: Was? Wow! Barry White ist auch so von uns gegangen. Da waren sechs Frauen im Spiel, heißt es.

Blues scheint ein wesentlicher Einfluss im australischen Punk gewesen sein, gibt es eine spezielle Blues-Kultur Down Under?
Perkins: Nein, überhaupt nicht.
Jones: Doch, die gibt es, aber das sind lauter fade Biker, die texanische Boogie-Woogie-Scheiße hören. Fuck 'em!

Zweiter Song: Libertines - "Can't Stand Me Now"
Perkins: Ich hab das noch nie gehört.

Das sind die Libertines mit Pete Doherty. Ich hab das ausgesucht, weil...
Jones: ...wir ebenso viele Drogen nehmen wie er?

... es gewisse Überschneidungen gibt ...
Jones
: Tex ist der Original Pete Doherty? Ha! Ha! Ha!
Perkins: Jeder kennt Pete Doherty. Die ganzen Frauenmagazine sind voll mit ihm. Aber ich habe noch nie einen Ton von den Libertines gehört oder den, wie heißen die, Baby Ramblers?

Babyshambles
Perkins: ... whatever. Ich kenn ein paar Leute, die mir Libertines empfohlen haben, aber ich schätze, ich hab nicht auf sie gehört. So haben sie mich nicht erreicht. (Er betrachtet das Cover der CD): Ich finde das Cover ziemlich doof. Dieser Heroin- und Junkie-Schick... beides ist eines definitiv nicht, nämlich schick.

Dritter Song: Wolfmother - "Dimension"
Perkins: Keine Ahnung ...

Das sind Wolfmother …
Perkins: … weiß ich doch, klar, ich kenn sie. Manche Leute, kreiden ihnen an, dass sie so sehr nach Seventies-Bands klingen. Das ist mir egal. Andererseits hab ich bei mir zu Hause keine Verwendung für Wolfmother, denn ich habe ja eine Black-Sabbath-Sammlung für diese Bedürfnisse... oh! Verdammt! Mir fällt gerade ein, ich hab das Album sogar. Von der Plattenfirma gekriegt. Meine Tochter hört das.

So sind Wolfmother die große Girlie-Fantasy in Australien?
Perkins: Nein, die sind einfach populär... Girlie-Fantasy, hey! Über wessen Tochter sprichst du da?

Vierter Song: The Blackeyed Susans - "If I Can Dream"
Perkins
: Was ist das für ein Mist?
Hooper: Das ist Rob Snarsky, der Sänger der Blackeyed Susans, oder?

Das sind die Susans, ja.
Hooper
: Snarksy hat einmal nach einem Beasts Of Bourbon-Gig zu mir gesagt, das sei die furchteinflößendste Erfahrung gewesen, die er je gemacht habe. Wir nehmen das selbstverständlich als Kompliment.
Perkins: Ja, die sind leicht zu erschrecken... Der Song ist jedenfalls nicht sehr gelungen. Snarsky hat eine tolle Stimme, aber er ist mir oft zu sanft und kontrolliert.

Haben Sie Vorbilder oder Sänger die Sie beeindrucken?
Perkins: Lanegan hat eine gute Stimme. Seine Stimme ist immer sehr sorgfältig aufgenommen, besonders auf dem Album "Bubblegum". Da hört man jede kleine Nuance und seine Roughness.

Lanegan ist ein großer Soul- und Gospel-Fan. Mögen Sie Gospel?
Perkins: Ich weiß nicht, nicht wirklich. Rein gesangstechnisch vielleicht, aber ich befasse mich nicht mit Gospel. Ein Gospelsong unter 20 anderen – kein Problem, damit kann ich leben. Aber mehr brauch ich dann schon wieder nicht. Wissen Sie, ich bin kein großer Kirchgänger ...

Fünfter Song: Two Lone Swordsmen - "Sex Beat" 
(zwei Minuten Schweigen, gelangweilte Blicke …)

Das sind die Two Lone Swordsmen
Perkins: Wer? Two Lone Sportsmen?

Ein britisches Produzenten-Duo das hier Sexbeat vom Gun Club interpretiert. Gun Club werden ja – falsch oder richtig – oft als Vorbild für die Beasts of Bourbon genannt ...
Perkins: Absolut richtig!

Der elektronischen Version von Sex Beat könnt Ihr nichts abgewinnen?
Perkins: Das klingt nach schlechter Disco-Musik. Schade um das Lied, wir mögen ja Lieder, in denen es um Sex geht. Hehe. Im Ernst: 60er, 70er- und 80er-Elektronic sind eher mein Ding, Silver Apples, Suicide, ein bisschen Kraftwerk. Dann das Avantgarde-Zeug von Ralph Records, Residents und Tuxedomoon ... ansonsten höre ich sehr wenig, und was ich höre gefällt mir nicht.

Sechster Song: The Birthday Party - "Swampland"

Perkins: Wir haben immer gedacht, es war ein wenig schäbig einen Song wie "Swampland" zu machen, nachdem Kim Salmon einen mit selbem Namen gemacht hatte. Der von den Scientists ist 1981 erscheinen. Jetzt, wo ich mich gezwungen sehe, die beiden abzuwägen, muss ich mich natürlich für Kims "Swampland" entscheiden. Das hier war definitiv später. Kim wusste eher wovon er sang als Cave. Es klingt zwar okay, aber der Birthday Party sind da schon ein wenig die Ideen ausgegangen

Was denken Sie über Cave und die Bad Seeds?
Perkins: Ich hab ihn in den späten 80ern ein wenig aus den Augen verloren, in den früher 90er war er wieder sehr gut. Aber es gab ein paar Alben, von denen ich denke, sie sind wirklich Mist. "God Is In The House", Mann, das stinkt wirklich. Viel zu viele Worte, keine Melodien, einfach schlechte Songs.

Wie stehts mit Songs wie "Tupelo"?
Perkins: Der ist gut, aber von einem miesen Album. Das schlimmste an Cave ist,  wenn er versucht geheimnisvoll zu werden. Da muss ich immer gähnen. Er kann eine verdammte Drama-Queen sein. Er ist gut, wenn er eine gute Melodie erwischt. Er ist ja ein guter Songwriter. Aber ich bevorzuge den wilden Nick Cave. Mir gefällt es nicht, wenn er pompös wird: "I like it lean and mean." Aber ich zieh meinen Hut vor ihm, er macht immer wieder mal was Gutes.

Sind Sie befreundet?
Perkins: Wir kennen uns, aber Freunde, nein. Mit Mick Harvey sind wir gut befreundet und Rowland S. Howard. (Der hat damals noch gelebt, Anm.)

Warum gibt es die Beasts nun wieder?
Perkins: Wegen der Liebe zum Abenteuer!

Und wie lange wird es Euch geben, ihr habt ja eine längere Pause gemacht...
Perkins: Es gab andere Dinge zu tun und man kann sein Leben nicht in einer Band wie den Beasts verbringen, glaub mir.

Wie lang könnt ihr es aushalten?
Perkins: Das ist die Frage, wir sind eine sehr ungesunde Band. (Er zeigt auf den jungen Tourmanager, der auf der Fahrt von München nach Ebensee aus dem fahrenden Auto gekotzt haben soll, weil die Band nicht stehen bleiben wollte) Er ist erst eine Woche dabei und schon am Ende.

Allgemeines Gelächter.
Vorhang.

(Karl Fluch, derStandard.at, 22.7.2011)