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Michael Phelps will es zum Abschluss noch einmal wissen.

Foto: EPA/Kraemer

Shanghai  - Die am Sonntag beginnenden Schwimm-Bewerbe der Weltmeisterschaften in Shanghai haben viele herausragende Teilnehmer, über ihnen steht aber einmal mehr Michael Phelps. Viele andere haben im vergangenen Jahr durch Ergebnisse mehr auf sich aufmerksam gemacht, 14 Olympiasiege sind allerdings durch nichts zu toppen. Zudem ist es die letzte WM des US-Amerikaners, denn nach Olympia 2012 steigt er definitiv für immer aus dem Wettkampfbecken.

"Die WM ist der Beginn unseres Trainings für Olympia", erklärte Bob Bowman, Trainer des 26-Jährigen, am Samstag bei einer Pressekonferenz. "Das hier entscheidet, wie unser Olympia-Programm aussehen wird." Also bilden die Shanghai-Entscheidungen den Auftakt für das Abschiedsjahr des größten Olympioniken aller Zeiten. "Die WM wird eine Art Test, was mein Körper im nächsten Jahr schaffen kann", berichtete der Top-Athlet. "Im vergangenen Jahr habe ich jedenfalls einige Schritte vorwärts gemacht."

Noch 2010 hatte Phelps erhebliche Schwierigkeiten, seine Motivation wiederzufinden. Erst Anfang 2011 ging er wieder aus eigenem Antrieb zum Training, nicht mehr auf Geheiß Bowmans. "Es war eine frustrierende Zeit. Aber habe ich wieder Form und Selbstvertrauen, ich kann diesen Wettkampf kaum erwarten." An China hat der Mann aus Baltimore durch sein Achtfach-Gold von Peking 2008 beste Erinnerungen. "Ich hoffe, dass noch mehr Goldene dazukommen. Es wird eine herausfordernde Woche."

Ein letztes Aufbäumen

So viel Phelps auch gewonnen hat, so wenig kümmert er sich um seine Medaillensammlung. "Ich schaue sie nicht oft an und blicke mehr in die Zukunft als in die Vergangenheit. Ich habe noch ein Jahr vor mir, und ich denke, es wird ein gutes Jahr." Dazu soll nicht unwesentlich Bowman beitragen, das zweite Glied einer langjährigen Erfolgspartnerschaft. Phelps: "Wir haben so viel voneinander gelernt, in allen Höhen und Tiefen. Wichtig ist, dass Bob und ich wissen, was wir wollen."

In Shanghai strebt das Duo Siege in vier Einzel-Disziplinen an. Über 200 m Delfin war Phelps bis heuer neun Jahre ungeschlagen gewesen, ehe ihn der Chinese Wu Peng zweimal und der Australier Nick D'Arcy einmal besiegte. Über 100 m Delfin hat Phelps auch in seiner besten Zeit nur äußerst knappe Erfolge gefeiert. Und da sind noch die 200 m Lagen und 200 m Kraul. In beiden Bewerben kommt es zum direkten Duell mit seinem Landsmann Ryan Lochte. Hier entscheidet sich wohl, wer zum WM-Superstar wird.

Lochte sieht dieses Aufeinandertreffen betont locker. "Was Michael in Peking geschafft hat, ist in die Geschichte eingegangen", erläuterte der 26-Jährige. "Doch das ist drei Jahre her und ich bin klar in einer besseren Verfassung als damals." Sein Weg des Formaufbaus ist freilich interessant. "Nach jedem Großereignis - egal, wie es ausgeht -, gehe ich in meiner Vorbereitung auf die unterste Stufe. Da weiß ich dann immer am besten, was zu tun ist." Lochtes weitere WM-Einzelstrecken sind 200 m Rücken und 400 m Lagen.

Im Schatten

Aber auch andere Duelle werden die WM prägen. So kehrt Leisel Jones nach einer Auszeit auf WM-Ebene zurück, nun aber als Nummer zwei auf der Brustlage hinter der US-Amerikanerin Rebecca Soni. Das ist der Australierin gar nicht unrecht. "Nummer eins zu sein, ist eine ganz schöne Bürde", sagte die Olympiasiegerin. "Jetzt kann ich einmal als Jägerin angreifen." Nicht nur Markus Rogan rechnet aber auch damit, dass seine russische Trainingskollegin Julia Jefimowa auf der Brustlage entscheidend eingreifen kann.

Ganz grundsätzlich allerdings führt Jones ein starkes australisches Team an, zu dem ab Jahresende auch Comeback-Mann Ian Thorpe zählen wird. Chefcoach Leigh Nugent erwartet sich für Shanghai ein besseres Ergebnis als die drei Goldmedaillen der Rom-WM 2009. "Wir wollen im Medaillenspiegel in die Top Vier, in London soll es dann noch besser werden", sagte der Trainer. Ganz nach oben wollen vor ihrem Heimpublikum die Chinesen, schon in Rom wurden sie nur knapp hinter den USA Zweite.

Das Team des Gastgeberlandes wird vielleicht auch dazu beitragen, dass erstmals seit der WM 2009 bzw. nach Verbot der Anzüge Langbahn-Weltrekorde gebrochen werden. Rogan rechnet schon am Sonntag über 400 m Kraul mit Sun Yang, hat den Chinesen ebenso über 1.500 m auf der Rechnung. Und auch Phelps ist vom nahenden Ende des Weltrekord-Banns überzeugt: "Viele Weltrekorde sind noch außer Reichweite, aber einige könnten in Shanghai gebrochen werden." (APA)