Kinshasa - Die Opposition in der Demokratischen Republik Kongo hat den ehemaligen Vize-Präsidenten Jean-Pierre Bemba zu ihrem Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im November bestimmt. Bemba wird derzeit vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH bzw. ICC) in Den Haag der Prozess wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gemacht. Nach Ansicht der Ankläger ist Bemba für Gräueltaten verantwortlich, die seine Privatmiliz in den Jahren 2002 und 2003 verübte.

Die Oppositionspartei, die Bewegung für die Befreiung des Kongo (Mouvement de Liberation du Congo/MLC), teilte am späten Samstagabend mit, Bemba sei der einzige zulässige Kandidat, um das Land zu führen. Sein Gegner ist Joseph Kabila, der 2001 Präsident wurde und 2006 in der ersten demokratischen Wahl im Kongo im Amt bestätigt wurde.

Bemba, Chef der vom Nachbarland Uganda unterstützten MLC-Miliz war von 2003 bis 2006 Vizepräsident. In der Präsidenten-Stichwahl vom Oktober 2006 unterlag er Kabila, dessen Sieg er sich weigerte anzuerkennen und ging ins Exil. Im Mai 2008 wurde er in Belgien verhaftet und an den IStGH in Den Haag ausgeliefert.

MLC-Angehörige sollen zwischen Oktober 2002 und März 2003 in der benachbarten Zentralafrikanischen Republik zahlreiche Männer, Frauen und Kinder gefoltert und getötet haben. Sie sollten dem damaligen zentralafrikanischen Präsidenten Ange-Felix Patasse bei der Niederschlagung eines Aufstandes seines Armeechefs Francois Bozize helfen. Trotz des grausamen Vorgehens der MLC war der Coup erfolgreich. Bozize forderte später als Präsident den IStGH auf, Kriegsverbrechen in seinem Land zu ahnden.

Das Gericht geht davon aus, dass rund 400 Menschen auch vergewaltigt wurden. Die Opfer der Übergriffe sollen zwischen acht und 70 Jahren alt gewesen sein. Der Gerichtshof wertet das Vorgehen von Bembas MLC in dem nördlichen Nachbarland als einen "systematischen Angriff auf die Zivilbevölkerung". Dem Gericht liegen Zeugenaussagen von Opfern vor. Bemba hat im November auf nicht schuldig plädiert. (APA/sda)