Wien - Daniel Lanois werkt normalerweise im Hintergrund. Als Produzent etablierte sich der Kanadier während der letzten 25 Jahre als einer der Größten des Fachs. Immerhin hat er wesentliche Alben von U2, Bob Dylan, Willie Nelson und zuletzt Neil Young produziert. Gemeinsam mit Brian Eno zeichnete er für Joshua Tree von U2 verantwortlich.
Quasi als ungleich schlechter bezahlteres Hobby veröffentlicht der 59-Jährige eigene Alben, sein Debüt erschien 1989, hieß Acadie und wartete mit introspektivem Singersongwritertum auf. Lanois veröffentlichte seine Soloarbeiten vergleichsweise unbeachtet, seine Produzententätigkeit wirkt nicht in dem Maß auf sein Werk, wie man das erwarten könnte. Dabei bestechen Arbeiten wie Shine (2003) durchaus - vor allem durch ihre atmosphärische Produktion. Im Vorjahr veröffentlichte er Black Dub. Darauf verschmilzt er Rhythm 'n' Blues, Soul und Dub zu einem Hybrid, der stimmige Resultate zeitigt.
Diese könnten bestechender sein, hätte sich der zurückhaltende Mützenträger eine überzeugendere Sängerin geleistet. Denn Trixie Whitley klingt wie eine Ersatzbesetzung aus einem holländischen Blues- und Biker-Club. Ihr Gesang besitzt nicht die emotionale Tiefe der Produktion.
Stellenweise wirkt ihre Stimme nicht nur manieriert, sondern gar mariniert, wie ein hohles Dekor. Das erstaunt bei einem Produzenten wie Lanois natürlich, aber die Hoffnung lebt, dass dieser artifizielle Misston im Live-Kontext egalisiert wird, wenn die Band in der Wiener Arena auftritt. Zumal Whitleys Gesang, der in den besten Momenten an Joss Stone erinnert, im Laufe des Albums von der Musik zusehends vereinnahmt wird, so als würde die Band selber merken, dass sie etwas gegen deren Übertreibungen tun muss. (Karl Fluch, DER STANDARD - Printausgabe, 26. Juli 2011)