Das stärkste Argument für die Einführung eines Papa-Monats für alle jungen Väter lieferte Christoph Neumayer, der Generalsekretär der Industriellenvereinigung: "Für Unternehmen ist es nie leicht, wenn ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für längere Zeit ausfallen. Die Firmen müssen dabei mit organisatorischen und finanziellen Mehrbelastungen rechnen." So ist es. Und genau deshalb muss man ihnen diese Belastungen aufzwingen - auch wenn der IV-General sich das Gegenteil wünscht. Denn Neumayers Argument reflektiert jene verdeckte Diskriminierung, der Eltern derzeit ausgesetzt sind.

Wenn eine Mitarbeiterin Mutter wird, dann wünscht ihr der Chef viel Glück - aber er macht sich natürlich Sorgen, wie er mit dem Ausfall der Mitarbeiterin in seinem Betrieb zurechtkommt. Wenn dagegen ein Mann Vater wird, dann gratuliert der Chef ihm - und sich selbst: Denn es ist immer noch der Regelfall, dass der männliche Mitarbeiter im Betrieb voll verfügbar bleibt.

Umgekehrt: Wer das Recht in Anspruch nimmt, die Karenz mit seiner Partnerin zu teilen, stellt eine Belastung für den Betrieb dar. Dafür darf zwar niemand diskriminiert werden, aber das ist graue Theorie. In Personalbüros werden jene, die Kinder kriegen könnten, mit Vorsicht und heimlichem Argwohn betrachtet. Das sind derzeit eben (fast) nur die Frauen. Ein verpflichtender Papa-Monat würde das Risiko auf beide Geschlechter gleich verteilen. (Conrad Seidl, DER STANDARD; Printausgabe, 26.7.2011)