Bild nicht mehr verfügbar.

Gerhard Kapl

Foto: APA/Artinger

Graz/Wien - Österreichs Fußball-Familie trägt rund dreieinhalb Monate nach dem plötzlichen Ableben von ÖFB-Frauen- und Nachwuchs-Teamchef Ernst Weber abermals Trauer. Gerhard Kapl, von 2004 bis 2009 Vizepräsident des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB), ist in der Nacht auf Dienstag nach schwerer Krankheit im 65. Lebensjahr in Graz gestorben. Der Funktionär war erst im Jänner mit überwältigender Mehrheit für eine vierte Amtszeit als Präsident des Steirischen Fußball-Verbandes (StFV) wiedergewählt worden.

Kapl, der von 1969 bis 1992 selbst als aktiver Unparteiischer 40 Spiele auf internationaler und knapp 200 auf nationaler Ebene geleitet hat, hatte sich als Fachmann des Schiedsrichterwesens im In- und Ausland einen Namen erworben. "Das österreichische Schiedsrichterwesen hat einen schweren Verlust erlitten. Er war ein großer Förderer der Schiedsrichter inner- und außerhalb unserer Grenzen", sagte Hans Hantschk, der Vorsitzende der Bundesliga-Schiri-Kommission, in einer ersten Reaktion zum Tod seines steirischen Kollegen, der auch Chef der Schiri-Kommission im ÖFB war.

Der am 11. November 1946 geborene Kapl arbeitete im Zivilberuf als Chef der Landesbuchhaltung in Graz. Genauso wie die Zahlen liebte der studierte Betriebswirt und Jurist auch seine sportliche Berufung namens Fußball. Die Referees gehörten zu seinen Liebkindern, aber er war auch in verschiedenen anderen Funktionen unterwegs. Kapl fungierte bei der EM 2004 in Portugal als UEFA-Generalanwalt und damit als "Chefankläger" nach Verfehlungen von Spielern. In Erinnerung ist noch die "Spuck-Attacke" von Francesco Totti in einem EM-Spiel 2004. Der Italiener wurde nach der Anzeige Kapls für drei Spiele gesperrt.

In Deutschland und Südafrika

2006 während der Fußball-WM in Deutschland war er als "FIFA Security Officer" in München sowie in anderen Städten als "Supporting Security Officer" zur Unterstützung des örtlichen Sicherheitschefs im Einsatz. In seinen Bereich in der Allianz Arena fielen Vorkommnisse mit Zuschauern im und um das Stadion. Außerdem war Kapl in der "Stadium and Security Working Group" des Weltverbandes gesessen, die sich die Hebung der Sicherheitsstandards in den Stadien bis zur WM 2010 in Südafrika zum Ziel gesetzt hatte.

Während der ersten FIFA-WM auf afrikanischem Boden hatte der Steirer dann im Soccer City Stadium in Johannesburg, der größten, wichtigsten und vielleicht auch schönsten Arena des Turniers, neuerlich als "FIFA Security Officer" gearbeitet. In dem Rund fanden das Eröffnungsspiel, ein Achtel- und Viertelfinale sowie das Endspiel (Spanien - Niederlande 1:0 n.V.) statt. "Es ist für mich schon eine große Ehre, überhaupt bei der WM dabei sein zu dürfen. Wenn man dann noch dazu das Glück hat, im schönsten und wichtigsten Stadion arbeiten zu dürfen, dann ist das eine erfreuliche Sache", hatte Kapl vor seiner Reise nach Südafrika damals gesagt.

Im Herbst 2010, als Ärzte im Grazer Klinikum seine Krankheit diagnostizierten, hatte sich seine Welt plötzlich in die andere Richtung gedreht. Kapl, der u.a. auch als UEFA-Delegierter zu zahlreichen Länderspielen und Europacup-Partien entsandt worden und fast zwölf Jahre des StFV vorgestanden war, zog sich immer mehr zurück. (APA)