München/Wien - Der umstrittene Ausbau des Münchner Flughafens hat eine weitere Hürde genommen. Die Regierung von Oberbayern genehmigte die dritte Start- und Landebahn. Gutachten hätten den Bedarf bestätigt, teilte die Behörde am Dienstag mit. Der Ausbau des zweitgrößten deutschen Flughafens sei nötig, damit er langfristig als Drehkreuz dienen kann. Auf der neuen, 4.000 Meter langen Piste sollen künftig 120 Flugzeuge stündlich starten und landen können. Bisher lag die Kapazität bei etwa 90. Anrainer, Naturschützer und Kommunen bereiten bereits Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss vor. Bis Anfang November haben sie dafür Zeit, bis dahin läuft die Frist für die Klagen.

Der Airport in München ist für den Flughafen Wien - Heimatflughafen der AUA (Austrian Airlines) - der wichtigste Konkurrent.

Die deutsche AUA-Mutter Lufthansa hat am Dienstag den Ausbau von München bereits ausdrücklich begrüßt. "Wir freuen uns, dass der Bedarf für einen weiteren Ausbau an dem Lufthansa Drehkreuz München bestätigt wird", hieß es in einer Aussendung der Kranich-Airline. Mit dem Planfeststellungsbeschluss seien die wesentlichen Voraussetzungen für künftiges nachhaltiges Wachstum geschaffen. "Nur so kann der Flughafen im globalen Wettbewerb weiterhin erfolgreich bestehen," erklärte der fürs Passagiergeschäft zuständige Lufthansa-Vorstand Carsten Spohr. Im Sommerflugplan 2011 fliegt Lufthansa ab München zu 122 Zielen in 47 Ländern, darunter 99 Ziele in Deutschland und Europa und 23 Ziele weltweit.

Gegner warnen

Die Gegner der dritten Piste von München warnen vor Lärm, Abgas und Naturzerstörung. Angesichts des Klimawandels sei der Flughafenausbau ein Schritt in die falsche Richtung. Ihre Gegenargumente würden nicht berücksichtigt, kritisierte das Aktionsbündnis "AufgeMUCkt". Die Gegner behaupten, die Zahl der Starts und Landungen gehe seit Jahren stetig zurück. Das Bündnis kündigte für Freitag eine Pressekonferenz und eine Demonstration vor der CSU-Landesleitung in München an.

Die Flughafen München GmbH (FMG), an der der Freistaat Bayern mit 51 Prozent beteiligt ist, spricht hingegen von neuen Rekordzahlen bei den Passagieren. Die Krise sei überwunden. "Es geht rasant wieder nach oben", sagte Flughafensprecher Edgar Engert. Nach neuen Prognosen werde für 2025 ein Anstieg der Flugbewegungen von 400.000 auf 590.000 erwartet. Rund 58 Millionen Passagiere sollen dann auf dem Airport abfliegen und ankommen - 2010 waren es knapp 35 Millionen.

Die Regierung von Oberbayern betonte, wegen des globalen Rückgangs beim Luftverkehr während der Wirtschaftskrise seien die ursprünglichen Verkehrsprognosen durch ergänzende Gutachten überprüft worden - und die Notwendigkeit des Ausbaus bestätigt.

Die Behörde verband ihre Entscheidung jedoch mit Auflagen. So soll der Flugbetrieb auf der dritten Bahn nur von 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr zulässig sein. In dem besonders betroffenen Freisinger Ortsteil Attaching legte die Behörde ein sogenanntes Entschädigungsgebiet fest. Rund 100 Grundstückseigentümer können dort statt Schallschutzmaßnahmen oder Entschädigungen auch verlangen, dass ihr Grundstück von der Flughafengesellschaft zum Verkehrswert aus dem Jahr 2007 übernommen wird. Das gehe weit über die Grundsätze der Rechtsprechung hinaus, betonte die Behörde.

85.000 Einwendungen

Die FMG hatte den Ausbau vor sechs Jahren beschlossen. In dem langwierigen Anhörungsverfahren hatte es fast 85.000 Einwendungen gegeben. Auch Dutzende Kommunen und andere öffentliche Stellen brachten ihre Einwände vor.

Um den Gegnern ausreichend Zeit für Klagen zu geben, veröffentlichte die Regierung am Dienstag den gut 2.800 Seiten starken Beschluss, verschob aber die förmliche Bekanntgabe gegenüber Bürgern, Kommunen und Naturschutzverbänden auf September. Anfang November läuft die Frist für Klagen aus. Gegner hatten befürchtet, dass der Beschluss in die Ferienzeit falle und damit kaum Chancen auf Klagen bestünden.(APA)