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Das Teilen von Spritzbesteck kann zu einer Hepatitis-Infektion führen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien - 180 Millionen Menschen sind weltweit an Hepatitis C erkrankt, in Österreich wird die Zahl der Betroffenen auf rund 80.000 geschätzt. Die Dunkelziffer liegt weit höher, denn viele wissen nicht, dass sie infiziert sind. Eine Diagnose wird erst durch Zufall und daher viel zu spät gestellt, warnten Experten bei einer Pressekonferenz in Wien. Weil die chronische Erkrankung viel zu oft unentdeckt bleibt, kann eine potenzielle heilende Therapie nicht mehr durchgeführt werden.

Sowohl Hepatitis B als auch C-Viren können eine chronische Entzündung der Leber verursachen. Bleiben sie unbehandelt, können diese Virusinfektionen Leberzirrhose und Leberkrebs verursachen.

Unspezifische Symptome

"Eine Infektion merkt man normalerweise nicht. Die Symptome sind sehr unspezifisch", sagte Petra Munda von der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie am Wiener AKH. "Die Diagnose wird oft Jahre später gestellt, als Zufallsdiagnose." Bei erhöhten Leberwerten würde der Arzt zunächst dem Patienten raten, weniger Alkohol zu trinken und abzunehmen, anstatt einen Hepatitis-Test zu machen, kritisierte Munda.

Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am 28. Juli wird auch in Wien eine Informationsveranstaltung stattfinden. Mit einem Benefiz-Open-Air mit u.a. Willi Resetarits und einer Gesundheitsstraße will die Hepatitis Hilfe Österreich ausreichend über die Krankheit informieren, so die Vorsitzende der Organisation Angelika Widhalm. Die Veranstaltung findet am Donnerstag von 15.00 bis 19.00 Uhr am Columbusplatz in Favoriten statt.

Hepatitis C wurde früher vor allem über Bluttransfusionen und Plasmaprodukte übertragen. Nach Einführung von Tests und Inaktivierungsverfahren für Blut und Blutprodukte kommt es vor allem unter Drogensüchtigen, die dasselbe Spritzbesteck teilen, zu weiteren Infektionen. Tätowierungen und Piercings sind bei der Verwendung verunreinigter Instrumente ebenfalls ein Risikofaktor.

Gegen Hepatitis B - die häufigste virale Leberentzündung - gibt es wie für Hepatitis A eine Impfung als Vorbeugung. Doch dies ist bei Hepatitis C nicht der Fall. Dabei verläuft die Infektion bei 85 Prozent chronisch. Etwa ein Viertel der Betroffenen entwickelt langfristig fortschreitende Leberschäden mit Zirrhose, Leberversagen bzw. einem Karzinom.

Neue Medikamente

Durch die Entwicklung neuer Therapieoptionen lässt sich die Prognose in vielen Fällen weiter verbessern. So können mit den beiden neuen Proteaseinhibitoren Boceprevir und Telaprevir (in Kombination mit der Standardtherapie) Heilungsraten zwischen 70 bis 80 Prozent erzielt werden, sagte Munda. "Die FDA hat bereits beide Substanzen zugelassen. Boceprevir wurde bereits auch von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zugelassen, im August ist es auch für Telaprevir soweit", so die Ärztin. Munda rechnet damit, dass die Medikamente im Laufe des kommenden Jahres auch in Österreich verabreicht werden können. (APA)