Spätestens eine Woche vor der ORF-Wahl am 9. August erhalten die 35 Stiftungsräte Verhaltensregeln - auch für die Abstimmung über den nächsten ORF-General und die Direktoren am 15. September. Der Entwurf der Arbeitsgruppe für Corporate Governance "wird demnächst zugestellt", sagt deren Vorsitzender Franz Küberl dem STANDARD.
Inhalte verrät der Caritas-Präsident nicht - ORF-Stiftungsräte sind ja zur Verschwiegenheit verpflichtet. Schon bisher war üblich, dass sich Mitglieder des ORF-Aufsichtsrats bei der Direktorenbestellung nicht selbst wählen. Das schreibt ihnen auch der Entwurf für einen Governance-Kodex vor. Einige Stiftungsräte werden als künftige Direktoren oder Landesdirektoren gehandelt.
Der Entwurf lässt offenbar einigen Spielraum für Interpretation: Ein Kenner des Papiers sieht darin auch die Empfehlung, sich bei der Generalswahl der Stimme zu enthalten, wenn das Mitglied des Stiftungsrat einem vom jeweiligen Generalskandidaten vorgeschlagenen Führungsteam angehört. Ein anderer Kenner des Papiers sah keine Regelung für die Generalswahl.
"In engen Grenzen" hielten sich bisher die Generalsanwärter, hieß es auf dem Küniglberg. Donnerstagmitternacht endet die Bewerbungsfrist. Bis nächsten Donnerstag 12 Uhr können Stiftungsräte Kandidaten nachnominieren. Wer zum Hearing eingeladen wird, soll bis 5. August feststehen. Am 9. August wird der nächste General gewählt, mit einfacher Mehrheit unter den 35 Stiftungsräten.
Die meisten, 15, werden der SPÖ zugerechnet. Die Partei will General Alexander Wrabetz verlängern, er ist daher Favorit. Bewerben werden sich jedenfalls auch Redakteur Christian Wehrschütz, Ex-EU-Abgeordnete Karin Kraml (die unter die Politikerklausel des ORF-Gesetzes fällt) und Coach Manfred Greisinger, Ingrid Thurnhers Exmann. (fid, DER STANDARD; Printausgabe, 28.7.2011)