THE MASTER MUSICIANS OF BUKKAKE
Totem 3
(Important)
Die Band aus Seattle um den Sunn0)))- und Earth-Produzenten Randall
Dunn hat das Problem mit Weißbroten, die sich frank und frei und im
Sinne alter Kolonialherren weltmusikalischer Stile bedienen, insofern
gelöst, als sie Weltmusik ohne jedwede geografische Anbindung einfach
als solche neu erfindet. So trifft auf dem Abschluss der Totem-Trilogie
arabische Musik auf Sixties-Psychedelik aus dem Weltraum und wird mit
Grunz- und Grummel-Bedrohlichkeits-Metal kurzgeschlossen. Dazwischen
geht es ein wenig Richtung keltischer Experimentalfolk und
westafrikanischer Sahara-Blues wie er etwa derzeit von der fantastischen
jungen Mali-Band Tinariwen produziert wird. Die Band mit dem von einer
grässlichen Pornofilmpraktik entlehnten Namen versteckt sich bevorzugt
hinter dunklen Sonnenbrillen und arabischen Kufiyas. Wahrscheinlich wird
darunter auch ziemlich oft heimlich gelacht.
JOHN MAUS
We Must Become The Pitiful Censors Of Ourselves
(Upset The Rhythm)
Das ist ja wirklich zu lustig, wenn ein halbdepressiver amerikanischer
Leidensmann mit gutbürgerlichem Hintergrund über käsige
Synthesizerklänge aus dem Mistkübel von Dieter Bohlen hintergründig
jammernd postuliert: "Copkiller, let's kill the cops tonight." John Maus
aus dem Umfeld des US-Low-Fidelity-Helden Ariel Pink legt seine
Alleinunterhalter-Disco-Balladenmusik bewusst schrottig und superbillig
verhallt an. Das klingt dann so, wie wenn der Soundtrack von La Boum in
einem Pillenmeer aus Antidepressiva versinkt: "Dreams are my reality."
Erstaunlich, dass junge hippe Leute für derartigen postironischen Schund
Geld ausgeben.
HEADCAT
Walk The Walk ... Talk The Talk
(Niji)
Lemmy Kilmister von Motörhead und Slim Jim Phantom von den Stray Cats
rocken sich gemeinsam mit dem nicht ganz so weltberühmten Backenbart
Danny B. Harvey seit mehr als einem Jahrzehnt immer wieder einmal
äußerst wertkonservativ und rotnackig durch traditionelle Rock'n'Roll-
und Rockabilly-Hadern. Aktuell sind Songs aus dem Neandertal wie Shakin'
All Over und Let It Rock fällig. Dazwischen streut man nicht weiter
spektakuläre Eigenkompositionen, die sich beispielsweise American Beat
nennen und genau so klingen. Niemand lacht. Für den gepflegten älteren
Herrn, der von Motörhead schon sämtliche Luxus-CD-Boxen und die äußerst
seltene Motörhead-Herrenhandtasche aus Saubartel-Leder besitzt, stellt
das Album von HeadCat wahrscheinlich einen Pflichtkauf dar. Für den Rest
der Menschheit gilt: Wurscht. Aber so etwas von. (schach / DER STANDARD, Printausgabe, 29.7.2011)