Die großen US-Telefongesellschaften setzen in Zukunft auf so genannte Flat-Rates: Ein monatlicher Betrag zwischen 50 und 60 Dollar erlaubt den Kunden uneingeschränktes Sprechen auf lokaler und nationaler Ebene. In einigen Bundesstaaten sind solche Flat-Rate-Verträge bereits möglich, berichtet die New York Times .

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Begonnen hat die Flat-Rate-Debatte bei MCI, der ehemaligen WorldCom. Nachgezogen sind AT&T, BellSouth, Qwest Communications, SBC Communications und Verizon. Bei den meisten dieser Verträge ist das Durchsehen und die Erstellung der Rufnummern-Abrechnungen, die zum fixen Bestandteil der amerikanischen Telefonrechnungen zählen, damit hinfällig. Im Gesamtpreis inbegriffen sind darüber hinaus auch noch Voice-Mail- und Caller-ID-Services. Durchschnittlich "vertelefoniert" ein Durchschnitts-Amerikaner rund 48 Dollar pro Monat. Das Gros der Gebühren fällt dabei auf Anrufe in der Umgebung und Long-Distance-Calls.

Die Telefongesellschaften äußern sich über die Idee mit den Flat-Rates begeistert. Die Gründe dafür liegen in einer gewaltigen Kostenersparnis bei der Rechnungslegung. Das gilt zum Beispiel für MCI, dem Konzern, der mit dem WorldCom-Finanzdebakel kämpft. Ein Verizon-Mediensprecher äußerte ebenfalls große Hoffnungen. Jeffrey Kagan, Telekommunikations-Analyst aus Atlanta sieht die Modelle als "Defibrillator für die Industrie". Experten sehen in den Flat-Rate-Modellen in der Festnetztelefonie nichts anderes als die Fortsetzung der Gebührenpolitik für mobile Anbieter. Rein rechtlich stammen die Ideen für diese Art der Gesprächsvergebührung aus dem Telecommunications Act 1996. Das Regulativ ermöglichte auch lokalen Telefongesellschaften, den so genannten "Baby Bells", bei Ferngesprächen als Mitbewerber aufzutreten. Die Umsetzung hat aber Jahrzehnte gedauert.

Bindung

Umgekehrt würden die Flat-Rate-Modelle auch eine größere Kundenbindung bedeuten. Bisher hatten Konsumenten für Ortsgespräche die Baby Bells in Anspruch genommen, bei Ferngesprächen aber AT&T oder eine andere Gesellschaft. "Wer Flat-Rates-Verträge abschließt, bleibt bei einem Anbieter", so Eileen Connolly, Sprecherin von AT&T. Das gelte nicht nur für die Festnetz-Telefonie, sondern auch für andere Services wie Internet, Mobilfunk oder andere neue Telekommunikationstechnologien.

Preise

Ein wesentlicher Bestandteil der festen Kundenbindung und der Preispolitik der Gesellschaften gründet auf der Tatsache, dass Glasfaserkabel in den USA in einem dichten Netz verlegt sind. Einer Telefongesellschaft kostet ein Gespräch so lange wenig, so lange nur ihre eigenen Leitungen verwendet werden und nicht die eines Konkurrenzunternehmens. Daher kostet ein Überlandgespräch in den meisten Fällen nicht mehr als das mit einem Teilnehmer, der sich nur ein paar 100 Meter weiter weg befindet. Noch ist allerdings nicht klar, ob die neuen Gebührenmodelle von den Kunden auch so gut angenommen werden, argumentieren Marktforscher. "Wenn man vergleichbare andere Industriezweige ansieht, wird das ein voller Erfolg", so Berge Ayvazian, Experte bei The Yankee Group, einem Marktforschungsinstitut. (pte)